WIEN (dpa-AFX) - Stundenlang ohne Strom - und dann geht auch noch der Handy-Akku zuneige. So ging es Millionen Menschen in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs wegen eines Blackouts. Den Verlust von Kommunikation infolge eines nicht funktionierenden Smartphones empfinden Menschen nach Erfahrungen eines Experten als eine der bedrohlichsten Situationen überhaupt. "Das ist ein besonders belastender Angriff auf ihr Wohlbefinden", sagte der oberste Krisen-Manager des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerry Foitik, der Deutschen Presse-Agentur.
Ohnmachtsgefühl in Zwangslage
"Es handelt sich um den Verlust von Selbstwirksamkeit", so der Bundesrettungskommandant weiter. Die Menschen fühlten eine immense Ohnmacht und steckten in einer bedrückenden Zwangslage. Sie seien darauf angewiesen, dass andere ihnen aus der Krise helfen - und in diesem Fall unter anderem den Strom zum Laden von Handy-Akkus und
-Masten wieder herstellten.
Am Montag war das öffentliche Leben in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs vielerorts nahezu zum Erliegen gekommen: Menschen steckten in Aufzügen, U-Bahnen und Zügen fest, an Flughäfen und in Bus- und Zugbahnhöfen strandeten Tausende Reisende. Internet und Mobilfunk fielen flächendeckend aus. In Kliniken mussten Notstromaggregate einspringen. Wer auf digitale Infrastruktur angewiesen war, konnte nicht arbeiten.
Besonders junge Generation vulnerabel
Ohne das ständige Verbundensein, das ständige Mitteilen, das ständige Informieren via Smartphone entpuppe sich in so einer Lage vor allem die städtische junge Generation als vulnerabel, sagte Foitik. Mehr Widerstandskraft ortet er in diesem Fall bei der Bevölkerung auf dem Land.
Grundsätzlich sei die Ungewissheit über das Schicksal von Kindern, Angehörigen und Freunden aber für alle eine schlimme Erfahrung. Unter bestimmten Vorzeichen könnten solche Erlebnisse Auslöser von psychischen Problemen sein, sagte Foitik mit Blick auf jahrzehntelange Erfahrung als Retter.
Fünf Tipps zur Vorbereitung
Um nicht die Nerven zu verlieren, sei das Wichtigste die Vorbereitung auf einen solchen Fall. Dazu gehört:
* Die vorherige Vereinbarung von Treffpunkten: Familien oder Freunde sollten wissen, wo sie sich treffen und aufeinander warten, wenn sie sich nicht mehr erreichen können. "Erklären sie ihrem Kind, wenn sie es nicht aus der Schule abholen können sowie keine Busse und Bahnen mehr fahren, wie es zum Beispiel mit einer Freundin nach Hause kommt", so Foitik.
* Externe Akkus wie Powerbanks immer geladen haben.
* Szenarien im Haushalt durchspielen: Was funktioniert alles nicht mehr, wenn der Strom ausfällt?
* Eine gewisse Menge Bargeld zu Hause haben, wenn das Zahlen mit Kreditkarte oder das Abheben am Geldautomaten nicht mehr funktionieren.
"Die Grenze zwischen Paranoia und guter Vorbereitung ist fließend", räumt Foitik ein. Er habe es sich zum Beispiel angewöhnt, in einem Hotel erst einmal den ausgeschilderten Fluchtweg vom Zimmer zum Ausgang zu gehen. Sollte das Hotel evakuiert werden müssen, fühle man sich mit diesem Wissen viel sicherer./mrd/DP/zb