Bei der Analystenkonferenz nach der Zahlenvorlage in der Vorwoche hatte sich Netflix-Co-CEO Ted Sarandos noch wenig begeistert geäußert, dass vertrauliche Details zu den Wachstumszielen aus einem internen Meeting an die Presse gelangt sind. Nun ist er jedoch in die Offensive gegangen und hat den Berichte teilweise bestätigt.
Beim Semafor World Economic Forum am Mittwoch äußerte sich Sarandos zuversichtlich, dass Netflix langfristig eine Marktkapitalisierung jenseits der Billionen-Dollar-Marke erreichen kann, wenn sich das Unternehmen auch weiterhin so gut entwickelt.
Derzeit ist Netflix an der Börse rund 450 Milliarden Dollar wert. Um das Ziel zu erreichen, müsste sich der Börsenwert also noch einmal mehr als verdoppeln. Doch das Unternehmen kennt das Rezept dafür: „In den letzten fünf Jahren haben wir unseren Umsatz verdoppelt, unseren Gewinn verzehnfacht und unsere Marktkapitalisierung verdreifacht. Es gibt also einen Weg dorthin, aber es hängt alles unglaublich von einer guten Umsetzung ab“, so der Netflix-Chef.
Allein im Streaming-Geschäft gebe es für Netflix noch „enormen Raum für Wachstum“, sagte Sarandos. Er verwies dabei darauf, dass Netflix in den reifsten Märkten nur etwa fünf Prozent der Verbraucherausgaben und zehn Prozent der gesamten Fernsehzeit für sich beansprucht. Dennoch soll das Angebot über das Videostreaming hinaus erweitert werden. Die Rede war dabei von Broadway-Shows, Live-Events und Freizeit-Einrichtungen mit Bezug zu Netflix-Inhalten.
Einen konkreten Zeitpunkt, wann die Billionen-Marke beim Börsenwert fallen soll, nannte der Co-Chef nicht. Seine Aussagen sind jedoch als Reaktion auf einen Bericht des Wall Street Journal (WSJ) aus der Vorwoche zu verstehen. Das Blatt hatte unter Berufung auf Teilnehmer eines internen Strategie-Meetings im März berichtet, dass Netflix bis Ende 2030 unter anderem eine Verdopplung des Umsatzes, eine Verdreifachung des operativen Ergebnisses und einen Anstieg der Marktkapitalisierung auf eine Billion Dollar anvisiert (DER AKTIONÄR berichtete).
Auf den Bericht angesprochen, hatte sich Sarandos bei der Analystenkonferenz anlässlich der Zahlenvorlage am letzten Donnerstag noch enttäuscht geäußert, dass vertrauliche Informationen aus der Besprechung an die Öffentlichkeit gelangt sind. Zudem betonte er, dass Netflix keine 5-Jahres-Prognose veröffentlicht. Klar dementiert hat er die Eckdaten allerdings auch nicht.
Nun gab es also zumindest im Hinblick auf die Marktkapitalisierung die Bestätigung von oberster Stelle, dass Netflix langfristig mit der Billionen-Dollar-Marke liebäugelt. Stand heute liegen nur acht Unternehmen oberhalb dieser Schallmauer. Netflix belegt im Ranking der größten Unternehmen nach Market Cap derzeit Platz 19.