Hermès hat im ersten Quartal leicht die Erwartungen der Analysten verfehlt (DER AKTIONÄR berichtete). Nach den zuvor schwachen Ergebnissen von LVMH wird die Sorge der Anleger größer: Sind selbst stärksten High-End-Marken nicht immun gegen eine nachlassende Nachfrage nach Luxusgütern?
Obwohl alle Regionen ein robustes Wachstum verzeichneten, hat Hermès die Umsatzzahlen für das erste Quartal leicht verfehlt. Barclays-Analystin Carole Madjo sieht jedoch Hoffnung, dass das Wachstum in der Lederwarensparte (Q1: plus zehn Prozent) durch eine Preiserhöhung im Jahr 2025 angetrieben und im Laufe des Jahres anziehen sollte.
Analyst Luca Solca von Bernstein zufolge sollte sich die Situation in China im Laufe des Jahres verbessern. Er betonte, dass der Kategorienmix ein langsameres Umfeld der Verbrauchernachfrage bestätigte und die Uhren erneut das schwächste Glied in der Hermès-Produktpalette seien (Q1: minus zehn Prozent).
Das schwächer als erwartete Wachstum in der Region Asien-Pazifik überschatte das solide Wachstum in Amerika, Frankreich, Europa ohne Frankreich und Japan, so Stifel-Analyst Rogerio Fujimori. Der niedrige Aktienkurs biete nun aber eine Kaufgelegenheit, bevor das Wachstum bei Lederwaren im zweiten und dritten Quartal wieder anziehen dürfte.
„Hermès übertrifft weiterhin die Erwartungen mit stabilen Umsätzen", schrieb Citi-Analyst Thomas Chauvet und verwies auf das anhaltende zweistellige Wachstum in allen Regionen außer Asien ohne Japan. Zudem stellte er fest, dass die US-Zölle ab Mai vollständig durch die Preise ausgeglichen werden würden.
Auch wenn die Erwartungen leicht verfehlt wurden, bestätigt das organische Wachstum im ersten Quartal die Widerstandsfähigkeit der Marke, so Analyst James Grzinic von Jefferies.: „Die Lederpreissteigerung in 2025 werden dazu beigetragen haben, aber auch ein gutes Gefühl für die Preissetzungsmacht von Hermès in einer Zeit, in der Zölle sowie die Euro-Stärke wahrscheinlich zu einer zunehmende Herausforderungen für die Bruttomarge werden".
Finanzchef Eric du Halgouet zeigte sich optimistisch, dass Hermès die neuen US-Zölle vollständig über Preisanpassungen an die Kunden weiterreichen kann. „Wir werden die Auswirkungen der neuen Abgaben voll kompensieren“, erklärte er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz anlässlich der Veröffentlichung der Umsatzzahlen für das erste Quartal.
In den vergangenen Jahren verdankte Hermès seinen Erfolg vor allem der ungebrochen hohen Nachfrage nach Handtaschen – allen voran den legendären Birkin- und Kelly-Modellen. Denn die Taschen gelten nicht nur als Statussymbol, sondern zunehmend auch als Wertanlage. Die Nachfrage übersteigt regelmäßig das Angebot – lange Wartezeiten sind die Regel. Eine Birkin Bag kostet im Handel meist rund 10.000 Euro, limitierte Sondereditionen erzielen jedoch deutlich höhere Preise. Auf dem Zweitmarkt lassen sich manche Modelle sogar mit kräftigem Aufschlag weiterverkaufen.