Überraschung bei Volkswagen: Auf Nachfrageschwäche und Stellenabbau folgen jetzt Sonderschichten? Wie der Konzern am Donnerstag bestätigte, wird die Kernmarke VW die Produktion im Wolfsburger Stammwerk hochfahren und in Sonderschichten produzieren. Wie passt das mit den bisherigen Problemen zusammen?
VW schaltet in Wolfsburg wieder einen Gang höher: Nach zuletzt schwacher Auslastung und angekündigten Stellenstreichungen wird das Stammwerk im Mai, Juni und Juli an acht Wochenenden Zusatzschichten fahren. Das bestätigte eine Konzernsprecherin auf Anfrage der Presseagentur dpa. Grund ist die gestiegene Nachfrage, allen voran nach den Verbrenner-Modellen Golf und Tiguan. Beide werden in Wolfsburg gebaut.
Insgesamt sind 16 Sonderschichten allein in der Montage angesetzt, weitere folgen in Karosseriebau, Lackiererei und in der Komponentenfertigung. Betroffen sind alle vier Montagelinien des Werks. Wie zunächst die Wolfsburger Nachrichten berichteten, sei die Zusatzarbeit das Ergebnis einer Einigung zwischen Management und Betriebsrat.Dass Wolfsburg von dieser Dynamik profitiert, liegt an seiner Modellstruktur. Werke wie Zwickau oder Emden sind auf Elektromobilität ausgerichtet und kämpfen weiter mit schwächerer Nachfrage. Wolfsburg baut dagegen primär Verbrenner, die aktuell gefragt sind. Allein im ersten Quartal steigerte VW den Absatz seiner Kernmarke um rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.Das Werk in Wolfsburg ist seit Jahren unterausgelastet. 2023 liefen bei einer technischen jährlichen Kapazität von über 900.000 Autos rund 523.000 Fahrzeuge vom Band. Bis 2030 soll die Kapazität daher auf unter 600.000 Einheiten sinken. Das Vorhaben ist Teil eines größeren Sparprogramms. In diesem Zusammenhang sollen bis Ende des Jahrzehnts auch 35.000 Stellen in Deutschland abgebaut werden.Aktuell verzeichnet VW aber Rückenwind: Laut Vertriebschef Marco Schubert stieg der Auftragseingang in Westeuropa im ersten Quartal um 29 Prozent. Neue Modelle sollen diese Entwicklung stützen. Und auch bei E-Autos gewinnt VW zunehmend Marktanteile. Im ersten Quartal lag der Autobauer bei elektrisch angetriebenen Fahrzeugen in Deutschland erneut an der Spitze – mit über 34.500 Neuzulassungen.