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Original-Research: TAKKT AG - von Montega AG
15.04.2025 / 17:00 CET/CEST
Veröffentlichung einer Research, übermittelt durch EQS News - ein Service
der EQS Group.
Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.
Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung
oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.
Einstufung von Montega AG zu TAKKT AG
Unternehmen: TAKKT AG
ISIN: DE0007446007
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Kaufen
seit: 15.04.2025
Kursziel: 11,00 EUR (zuvor: 12,50 EUR)
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Christian Bruns, CFA
CMD zeigt erfolgversprechende Strategie auf - kurzfristig belastet
allerdings die US-Handelspolitik
Zusammen mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2024 stellten CEO
Andreas Weishaar und sein Managementteam die Strategie 'TAKKT Forward' vor.
Da die wesentlichen Finanzkennzahlen inkl. Free Cashflow und
Dividendenvorschlag bereits zuvor veröffentlicht und von uns kommentiert
(vgl. Comment vom 14.02.) wurden, wollen wir uns hier auf die Guidance 2025
sowie die Strategie 'Forward' zur Erreichung der mittel- und langfristigen
Ziele fokussieren. Kurzfristig belastet der Zollkonflikt zwischen den USA
und China das Geschäftsumfeld von TAKKT vor allem in den USA.
Guidance 2025: Im laufenden GJ erwartet das Management eine organische
Umsatzentwicklung in einer relativ weiten Spanne zwischen -4% und +6% yoy
(FY 2024: -15,4% yoy), wobei sich die Dynamik im Jahresverlauf verbessern
sollte. Die bereinigte EBITDA-Marge soll im Bereich von 6% bis 8% (FY 2024:
6,9%) liegen. Das Management erwartet einen FCF etwas unterhalb des 2024er
Niveaus (1,06 EUR je Aktie) bei einer Conversion Rate von 60%-80% des
EBITDA. Diese soll durch eine Verbesserung des Cash Conversion Cycle (CCC)
um weitere 5-10 Tage (2024: -12 Tage auf 48 Tage) erreicht werden.
TAKKT Forward: An den Beginn seiner Strategiepräsentation stellte CEO
Weishaar eine Analyse des Unternehmensportfolios. Kern der neuen
Unternehmensstrategie soll das bedeutendste TAKKT-Segment Industrial &
Packaging sein. I&P stand in FY 2024 für 56% der Umsätze und erzielte bei
einer bereinigten Marge von 11,8% über 80% des bereinigten EBITDAs aller
Segmente. In einem fragmentierten europäischen Markt mit einem Volumen von
ca. 38 Mrd EUR und einem Marktwachstum von 5% ist TAKKT einer der führenden
(Top 3) Akteure. Hier will TAKKT seine Marktposition organisch und
anorganisch ausbauen und das Sortiment um weitere Produktkategorien
ergänzen. Die Profitabilität soll bis 2028 auf eine bereinigte EBITDA-Marge
von 15% gesteigert werden.
Dagegen unterstrich Weishaar, dass das Segment Office Furniture & Displays
aus zwei sehr unterschiedlichen Segmenten bestehe. Während Office Furniture
(Umsatz 2024: 157 Mio. EUR, Marge: 7,1%; Margenziel 2028: 9%) eine Top 10
Position in einem ebenfalls fragmentierten nordamerikanischen Markt halte,
befinde sich das Displaygeschäft (Umsatz: 76 Mio. EUR, Marge: 5,7%) in einer
schwächeren Marktposition in einem sich konsolidierenden Markt und daher im
Status einer strategischen Überprüfung. Aus unserer Sicht spricht vieles
dafür, dieses Geschäft im Falle eines attraktiven Angebots an einen besser
positionierten Mitbewerber zu veräußern.
Der Geschäftsbereich FoodService (Umsatz 2024 umgerechnet 230 Mio. EUR)
lieferte im FY 2024 auch aufgrund von hausgemachten Problemen u.a. im
Zusammenhang mit der ERP-Integration der Marken Hubert und Central die
unbefriedigendste Performance. So betrug der organische Umsatzrückgang 19,6%
yoy und die bereinigte EBITDA-Marge belief sich auf lediglich 0,1% (FY 2023:
5,7%). Das Segment befindet sich in einem strukturell wachsenden (~ ca. 5%
p.a.) und konsolidierenden attraktiven (umgerechnet ~ 17 Mrd. EUR) Markt,
hält aber nur im Bereich Smallware eine Marktposition unter den ersten fünf
Mitbewerbern. CEO Weishaar erwartet hier nach der Neuaufstellung die
Rückkehr auf den Wachstumspfad und eine starke Verbesserung der
Profitabilität auf 7% in 2028.
Maßnahmen zur Neuaufstellung: Beim künftigen europäischen Kerngeschäft I&P
wird eine stärkere Fokussierung auf das Wachstum des Systemgeschäfts mit
großen, komplexen Kunden angestrebt. Durch einen verbesserten Kundenservice
soll der Umsatzanteil mit diesen Kunden deutlich erhöht werden. Das
Management plant einen persönlicheren und proaktiveren Vertrieb mit
intensiverem Aftersales-Service. Die Sortimentsbreite wird um
Produktkategorien erweitert, die für TAKKTs Targetkunden relevant sind.
Gleichzeitig soll die Sortimentstiefe reduziert werden, indem Langsamdreher
herausgenommen werden. Bei den kleineren transaktionsorientierten Kunden
investiert das Unternehmen in eine Automatisierung der Prozesse, die
Effizienzvorteile bietet. Laut Managementplan steigern die Maßnahmen in
Summe die I&P EBITDA-Marge bis 2028 von 11,8% auf 15%.
Das Geschäft mit US-Büromöbeln (Marke NBF) soll vor allem über zusätzliches
Wachstum eine höhere EBITDA-Marge von 9% (FY 2024: 7,1%) im FY 2028
erreichen. Dazu ist geplant, Sortimentslücken zu schließen. Ähnlich wie bei
I&P wird künftig stärker zwischen dem Geschäft mit Projektkunden, denen
weitere Serviceleistungen angeboten werden sollen, und dem
transaktionsorientierten Geschäft, welches möglichst effizient abgewickelt
werden soll, unterschieden. Der höchste Margensprung (von 0,1% im FY 2023
auf 7% im FY 2028) wird vom Management für das zuletzt underperformende
US-Segment FS gefordert. Hier werden Prozesse verschlankt und die
Lagerlogistik optimiert mit dem Ziel, den CCC auf unter 45 Tage zu
reduzieren. Dazu wird das Sortiment gestrafft und auf die umsatzstarken
Schnelldreher konzentriert. Sollte dieses Geschäft die geforderte
Profitabilität nicht erreichen, halten wir eine strategische Überprüfung für
geboten. Für die Division 'Displays', die unter 'Strategic Review' steht,
wurde im Rahmen des CMD kein Plan mehr veröffentlicht.
Zur Optimierung der Prozesse bei TAKKT wird es ein Upgrade der
IT-Systemlandschaft geben. Dazu gehört neben dem Outsourcing an Partner
sowie eigene 'digital hubs' z.B. in Budapest auch die Nutzung von KI und das
Programm 'TriCX' (Tripling customer experience), das sämtliche
Geschäftsprozesse mittels zweier Plattformen auf Basis von 'salesforce'
automatisieren soll und seit Programmstart zu schnellerer
Produktverfügbarkeit und positiverem Kundenfeedback beigetragen hat. Das
Update der IT-Prozesse wird in den nächsten Jahren auch höhere Investitionen
(auf insgesamt mehr als 2% des Umsatzes p.a.) nach sich ziehen.
Guidance 2028: TAKKTs mittelfristige Finanzziele bestehen in der Reduktion
des Cash Conversion Cycle auf unter 30 Tage. In Bezug auf das EBITDA wird
eine Cash Conversion von 50-60% angestrebt. Bis 2028 soll die EBITDA-Marge
auf über 10% und langfristig auf etwa 12% gesteigert werden.
Auswirkungen der US-amerikanischen Handelspolitik als Risikokomponente:
Aktuell gibt es nahezu täglich Neuigkeiten zu geplanten neuen Zöllen auf
Einfuhren in die USA. Insbesondere TAKKTs US-Geschäft (42% des
Gesamtumsatzes) ist davon betroffen. So schätzen wir, dass - ähnlich wie bei
den Mitbewerbern - etwas mehr als 30% der USUmsätze auf direkt oder indirekt
aus China bezogene Produkte entfallen, das stärkste Exposure hat hier das
Display-Geschäft. In seiner Guidance dürfte das Management zwar die 20%
Zoll-Ankündigung per Anfang April berücksichtigt haben, auf die TAKKT mit
Neuverhandlungen mit Lieferanten und Preisanpassungen reagiert hat. Die
vergangene Woche im Tagesrhythmus stattfindende Eskalation auf 54%, 104%,
125% und 145% Zölle auf Produkte aus China konnten aber noch nicht in dieser
Managementerwartung berücksichtigt sein. In der Vergangenheit konnte TAKKT
gestiegene Preise weitgehend an die Kunden weitergeben. Die gestiegenen
Preise dürften zu einem Einbruch der Nachfrage nach den betroffenen
Produkten führen. Der Effekt auf den Umsatz ist schwierig abschätzbar, weil
das geringere Volumen vom Preiseffekt teilweise kompensiert werden sollte
und die Preiselastizität bei Gebrauchsgütern nicht besonders hoch ist. Ein
weiterer schwierig einzuschätzender Faktor ist der Einfluss des Zollstreits
auf die wirtschaftliche Dynamik insgesamt, die einen starken Einfluss auf
das ausgesprochen zyklische Geschäft des Unternehmens hat. So dürfte eine
zyklische Abschwächung sowohl dem Geschäft in den USA als auch in Europa
(I&P) zusetzen. Unklar ist hier u.E., ob der Einkauf eventuell sogar von
günstigen Konditionen profitieren könnte. Allerdings liegt der Umsatzanteil
mit direkt oder indirekt aus China bezogenen Produkten bei I&P bisher u.E.
bei maximal 20%. Insgesamt haben wir die aktuelle Zoll-Unsicherheit sowie
die Schwäche des USD gegenüber dem EUR zum Anlass genommen, unsere
Modellannahmen für 2025, 2026 und 2027 zurückzunehmen (siehe Tabelle
'Prognoseanpassung' auf der ersten Seite).
Fazit: Mit TAKKT Forward hat CEO Andreas Weishaar klare Signale für die
Entwicklung der TAKKT-Gruppe gesendet. Wir erwarten, dass TAKKT das gut
positionierte und hochprofitable europäische I&P-Geschäft sukzessive
ausbaut. Dieses Geschäft alleine rechtfertigt unseres Erachtens bereits die
aktuelle Bewertung der TAKKT-Gruppe. Sollte ein erfolgreicher Exit des
amerikanischen Display-Geschäfts gelingen, halten wir eine Akquisition im
Kernsegment I&P oder alternativ eine Sonderaussschüttung an die Aktionäre
(zusätzlich zur attraktiven Basisdividende i.H.v. 0,60 EUR je Aktie) für
möglich. Auch wenn wir nicht erwarten, dass die extremen US-Zölle auf
chinesische Waren in der aktuellen Höhe Bestand haben, haben wir Umsatz- und
Ergebnisprognosen gesenkt und höhere Investitionen geplant. Unser
Anlageurteil bleibt 'Kaufen' bei einem auf 11,00 EUR (zuvor: 12,50 EUR) je
Aktie reduzierten Kursziel.
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss
bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /
HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++
Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser
mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum
umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und
wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht
sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und
fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die
Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden
zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und
Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die
Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum
Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der
Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:
http://www.more-ir.de/d/32262.pdf
Kontakt für Rückfragen:
Montega AG - Equity Research
Tel.: +49 (0)40 41111 37-80
Web: www.montega.de
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