Neue Importzölle von US-Präsident Donald Trump gegen Kanada sowie die fortdauernde Ungewissheit über das Schuldenpaket von Union und SPD drückten auch am Dienstag viele Aktienkurse in Deutschland. Der DAX tauchte um 1,3 Prozent Richtung 22.000-Punkte-Marke ab. Doch auch heute gab es positive Lichtblicke.
US-Präsident Donald Trump will Stahl- und Aluminium-Importe aus Kanada mit zusätzlichen hohen Zöllen belegen (DER AKTIONÄR berichtete). Er habe seinen Handelsminister angewiesen, auf solche Einfuhren von dort Zölle von weiteren 25 Prozent zu erheben, so dass der Gesamtzoll ab Mittwochfrüh an 50 Prozent betrage. Dies sei eine Antwort darauf, dass Kanada eine Preiserhöhung für Strom-Exporte in die USA um 25 Prozent erhebt, schrieb Trump bei seinem Nachrichtendienst Truth Social. Die Eskalation im Zollstreit mit Kanada sorgt für verstärkte Ängste um die US-Wirtschaft. Einige Marktteilnehmer befürchten nun eine Rezession.
Das bleibt auch am deutschen Aktienmarkt nicht ohne Auswirkungen. Zum
Xetra-Schluss steht der DAX nur noch bei 22.328 Zählern – ein Tagesminus von 1,3 Prozent. Damit gerät das Rekordhoch der vergangenen Woche bei 23.475 Punkten immer mehr außer Sicht. Der MDAX verlor am Dienstag 1,6 Prozent auf knapp 28.551 Punkte.
"Fundamental preisen die Investoren gerade eine Rezession in den USA in die Kurse ein. Alle Euphorie, die nach dem Wahlsieg Trumps die Kurse nach oben katapultierte, ist in Sorge umgeschlagen", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Trump richte mit seinen Strafzöllen und Haushaltssanierungen größeren Schaden an, als er der US-Wirtschaft vor der Wahl an Wachstumsimpulsen versprochen habe. Im Fokus bleibt zudem das von Union und SPD geplante Milliarden-Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur.
Unterdessen läuft die Berichtssaison der Unternehmen weiter auf vollen Touren. Der VW-Konzern geht trotz der Branchenschwäche mit dem Ziel eines Umsatzwachstums ins neue Jahr. Analysten hatten bisher mit weniger gerechnet, bei der Marge lagen sie mit etwas über sechs Prozent im Rahmen der nun prognostizierten Spanne. Im vergangenen Jahr machte Volkswagen wegen des harten Wettbewerbs in China und wegen hoher Umbaukosten deutlich weniger Gewinn. Die VW-Vorzugsaktien sanken zuletzt um 1,1 Prozent. VW-Tochter Porsche AG verbilligte sich um 1,7 Prozent.
Die Papiere von Henkel KGaA verzeichneten als DAX-Schlusslicht einen Kursabschlag von zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit November. Der Konsumgüterkonzern erwartet für das laufende Jahr weiteres Wachstum. Dabei rechnen die Düsseldorfer jedoch mit einem "langsamen Start" wegen eines schwierigen industriellen Umfelds sowie einer gedämpften Marktstimmung bei Konsumenten, insbesondere in Nordamerika.
Beste DAX-Werte waren heute Siemens Energy mit plus fünf Prozent sowie Rheinmetall und MTU Aero Engines mit jeweils gut drei Prozent Aufschlag.
Auch im MDAX stand ein Rüstungswert mit an der Spitze der Tagesgewinner: Hensoldt. Ein höheres Kursziel für die Aktien des Rüstungsunternehmens um 5,1 Prozent hoch. Die Bank of America (BofA) setzte sich mit einem Kursziel von 75 Euro an die Spitze der Optimisten – ein "Street High" unter den elf Kurszielen von Experten für die Papiere. Mit Radar- und Sensortechnik dürfte Hensoldt noch stärker wachsen als das deutsche Verteidigungsbudget, schrieb Bofa-Analyst Carlos Iranzo Peris.
Die Aktien von Redcare Pharmacy stiegen mit plus neun Prozent an die MDAX-Spitze und auf den höchsten Stand seit Dezember. Die Online-Apotheke will auch im laufenden Jahr kräftig wachsen und die Profitabilität weiter steigern. Analyst Felix Dennl vom Bankhaus Metzler lobte den über den Erwartungen liegenden Ausblick.
Die Titel von Carl Zeiss Meditec verteuerten sich nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs um gut zwei Prozent auf 59,60 Euro. Analyst Richard Felton traut ihnen mit seinem Kursziel von 74 Euro noch einiges mehr zu, nämlich die Rückkehr auf das Niveau vom Juni vergangenen Jahres. Seine Kaufempfehlung begründete er mit Anzeichen einer Stabilisierung des China-Geschäfts.
Der Kochboxenversender HelloFresh befürchtet infolge einer schwächeren Nachfrage einen Umsatzrückgang, vor allem im wichtigen Nordamerika-Markt. Analysten waren im Schnitt dagegen von einem Erlösanstieg ausgegangen. Die Hellofresh-Aktie rutschte als schwächster MDAX-Wert im Xetra-Handel um 18,5 Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober ab
Enthält Material von dpa-AFX