Im Bereich autonomes Fahren gehört Mercedes-Benz zu den führenden Anbietern. Sowohl in Deutschland als auch in einigen US-Bundesstaaten dürfen die Stuttgarter ihre Autos mit dem Drive Pilot fahren lassen. Auch in China laufen Tests. Dort geht der Autobauer nun eine wegweisende Kooperation für das autonome Fahren ein und damit neue Wege.
Konkret setzt mit Mercedes erstmals ein westlicher Autobauer auf chinesische Lidar-Technologie für Fahrzeuge, die weltweit verkauft werden sollen. Mercedes-Benz wird künftig Sensoren von Hesai, dem größten Lidar-Hersteller Chinas, in seine Autos integrieren. Das berichtete Reuters unter Verweis auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Mercedes habe monatelang über die geopolitischen und regulatorischen Risiken dieser Entscheidung nachgedacht. Der Autobauer äußerte sich nicht zu dem Bericht.
Bislang setzen westliche Hersteller bevorzugt auf US-Unternehmen wie Luminar oder Innoviz, um ihre autonomen Systeme mit Lidar-Sensoren auszustatten. Dass Mercedes nun mit Hesai zusammenarbeitet, ist dagegen ein Novum.Mercedes-Benz hat sich in den vergangenen Jahren als einer der führenden Anbieter autonomer Fahrsysteme etabliert. Der Drive Pilot ist das weltweit erste offiziell zugelassene Level-3-System, das in Deutschland sowie in einigen US-Bundesstaaten eingesetzt werden darf. Damit ist es dem Fahrer möglich, die Fahraufgabe unter bestimmten Bedingungen (etwa einer Geschwindigkeitsbegrenzung) komplett an das Fahrzeug zu übergeben. Ein entscheidender Vorteil gegenüber Tesla, dessen Autopilot nur auf Level 2 läuft und die Aufmerksamkeit des Fahrers weiterhin erfordert.Unternehmen wie die Alphabet-Tochter Waymo oder Uber setzen dagegen auf vollständig autonome Robotaxis und dürfen in einegen US-Städten bereits mit Level 4 autonom fahren. Mercedes geht aber einen anderen Weg: Das Unternehmen integriert hochautomatisierte Systeme schrittweise in seine Serienmodelle. Diese Strategie könnte sich langfristig auszahlen, da Kunden so eine direkte Nutzung der Technologie ermöglicht wird, ohne auf speziell entwickelte Flotten angewiesen zu sein.Hesai ist der größte Lidar-Produzent Chinas und beliefert vor allem hiesige Hersteller wie Nio und XPeng. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren durch technologische Fortschritte und aggressive Preispolitik als ernstzunehmender Konkurrent zu westlichen Anbietern etabliert. Während Lidar-Sensoren früher mehrere Tausend Dollar kosteten, bietet Hesai inzwischen Modelle für rund 200 Dollar an.Lidar (Light Detection and Ranging) ist eine Sensortechnologie, die mittels Laserstrahlen ein dreidimensionales Abbild der Umgebung erstellt. Die hochpräzisen Daten ermöglichen es autonomen Fahrzeugen, Hindernisse zu erkennen, Entfernungen exakt zu berechnen und sichere Fahrmanöver zu planen. Auch Kameras und Radarsensoren werden für Fahrerassistenzsysteme genutzt, Lidar bietet allerdings besonders bei schlechten Lichtverhältnissen und komplexen Verkehrssituationen eine deutlich höhere Zuverlässigkeit.Die Entscheidung für Hesai basiert laut der anonymen Quelle vor allem auf zwei Faktoren: Kosten und Skalierbarkeit. Die Kosten der US-Anbieter sind noch vergleichsweise hoch. Weiterer möglicher Grund: Mercedes-Benz ist in Fernost bereits mit seinen E-Autos stark ins Hintertreffen geraten. Auf dem größten Automarkt der Welt wächst der Wettbewerb um autonome Technologien rasant. Die Partnerschaft mit Hesai könnte den Stuttgartern helfen, regulatorische Hürden zu umgehen und sich einen besseren Marktzugang zu sichern.