Die EU verschärft ihre CO2-Vorgaben für die Autobauer weiter. Können die Konzerne die Vorgaben nicht erfüllen, drohen hohe Strafen oder anderweitige Verluste. Keine Probleme mit den Vorgaben hat unterdessen Tesla. Im Gegenteil: Der Branchenprimus steht dank der EU-Regeln vor zusätzlichen Einnahmen – vermutlich in Milliardenhöhe.
Wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Dokument der EU hervorgeht, wird Tesla 2025 einen CO2-Pool mit Stellantis, Toyota und Ford eingehen. Bis zum 5. Februar könnten noch weitere Hersteller dem Pool beitreten. Laut einer Analyse der UBS könnte Tesla durch diesen Deal Einnahmen von über einer Milliarde Euro erzielen. Die Analysten schätzen, dass diese Summe sogar höher ausfallen könnte, wenn Tesla sein CO2-Guthaben vollständig monetarisiert.
Tesla verfügt als reiner Elektroautobauer über einen Flottenschnitt von null Gramm CO2. Das Pooling ermöglicht es den Partnern nun, ihre CO2-Bilanzen mit Tesla zu verrechnen und diese so zu verbessern, um die EU-Vorgaben zu erfüllen und Strafen entgehen. Tesla lässt sich das Vorgehen im Gegenzug bezahlen.
Die Autobauer stehen unter enormem Druck, die immer strenger werdenden Klimavorgaben der EU zu erfüllen. Mit herkömmlichen Verbrennern und auch Plug-in-Hybriden, deren Zulassungszahlen zuletzt stagnierten, ist dies kaum zu schaffen. Viele Hersteller müssen ihre Elektroauto-Verkäufe daher steigern. Oft gelingt das nur mit hohen Rabatten, die teils sogar zu Verlusten führen.Auch andere Hersteller nutzen die Möglichkeit des CO2-Poolings. Mercedes-Benz will zusammen mit Volvo und Polestar seine CO2-Ziele erfüllen und könnte dafür bis zu 300 Millionen Euro aufwenden. Die Partnerschaft überrascht wenig. Volvo und Polestar befinden sich beide im Besitz der chinesischen Geely Holding. Deren Hauptaktionär Li Shufu ist gleichzeitig auch einer der größten Einzelaktionäre bei Mercedes. Über seine Beteiligungsgesellschaft hält Shufu knapp zehn Prozent an dem Stuttgarter Autobauer.Spannend wird es hingegen bei Volkswagen. Die Konzernmarken haben eine der größten Lücken zwischen aktuellem Flottenausstoß und den künftigen Vorgaben. Laut der UBS könnte VW gezwungen sein, mehr margenbelastende Elektroautos zu verkaufen oder eine ähnliche Pooling-Lösungen einzugehen. Die Auswahl an potenziellen Partnern schwindet mit dem jüngsten Deal jedoch weiter.Keine Probleme mit den EU-Vorgaben dürfte dagegen weiterhin BMW haben. Die Münchner haben die Flottenziele den letzten Jahren erfüllt und waren daher nicht auf CO2-Pools angewiesen. Mit einem starken Anteil elektrifizierter Fahrzeuge, der 2024 bereits bei knapp 20 Prozent lag, sowie ambitionierten Zielen für 2025 sieht sich BMW gut positioniert, die strengeren Emissionsvorgaben eigenständig zu erfüllen.