BERLIN (dpa-AFX) - Mit Euphorie und Aufrufen zur Versöhnung haben syrische Exil-Oppositionelle in Deutschland und anderen westlichen Staaten auf das Ende der Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad reagiert. Gleichzeitig verfolgen viele von ihnen mit Spannung die Nachrichten von der Befreiung ehemaliger Weggefährten und anderer politischer Gefangener. "Lasst uns unser Syrien gemeinsam wieder aufbauen", schrieb der Menschenrechtsanwalt Michal Shammas auf seiner Facebook-Seite.
Hassan al-Aswad von der Syrischen Demokratischen Allianz rief seine Landsleute auf, denjenigen zu verzeihen, die zwar Teil des alten Systems waren, aber keine schweren Verbrechen begangen haben. Der Anwalt aus der Stadt Daraa, der als Flüchtling in Hannover lebt, veröffentlichte ein Video, in dem er sagte, es sei gut, dass beim Vorrücken der Assad-Gegner bislang keine staatlichen Einrichtungen zerstört worden seien. Er sagte: "Ich verzeihe dem Menschen, der seit 2012 mein Haus besetzt hat." Er fügte hinzu: "Gott möge dir verzeihen. Ich will nichts von dir."
Die Syrer stünden jetzt vor einer großen Prüfung, erklärte Al-Aswad. Er sagte: "Der Krieg ist nicht einfach, aber der Frieden ist schwieriger." Wer Schuld auf sich geladen habe, müsse ein faires Gerichtsverfahren bekommen. Dies sei etwas, was man den Syrern bisher vorenthalten habe.
In Foren syrischer Regimegegner werden seit Samstag zahlreiche Videos verbreitet, auf denen die Befreiung von Gefangenen zu sehen sind. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind unter ihnen auch politische Gefangene, die noch unter dem im Jahr 2000 gestorbenen Präsidenten Hafis al-Assad inhaftiert worden waren./abc/DP/he