Der klare Wahlsieg von Donald Trump hat an den US-Börsen eine Kursrally ausgelöst. In Deutschland jedoch drücken Zoll-Angst und neue China-Sorgen sowie die ungewisse Zukunft nach dem Ampel-Aus auf die Aktienkurse. Viele Fragen über die künftige Wirtschaftspolitik der USA und die politische Entwicklung hierzulande bleiben offen. Darum werden die Quartalszahlen nun wichtig.
Nachdem Donald Trump die US-Wahlen unerwartet deutlich gewonnen hat, nahmen die sogenannten "Trump-Trades" an den Finanzmärkten Fahrt auf. So kam es bei US-Aktien, Anleihen-Renditen, Kryptowährungen und beim US-Dollar zu deutlichen Anstiegen. Dagegen bewegte sich der deutsche Aktienmarkt unter Schwankungen hauptsächlich seitwärts. Denn die mit Trump drohenden höheren US-Importzölle dürften die Gewinnaussichten exportorientierter Branchen eintrüben.
Enttäuschende Konjunktur-Maßnahmen aus China sowie Unsicherheiten über den künftigen Kurs der deutschen Wirtschaftspolitik drückten den DAX nach einer wechselhaften Woche am Freitag letztlich auf 19.215 Punkte. Auf Wochensicht ergab sich daraus ein Minus von rund 0,2 Prozent.
Dem DAX wird auch in der neuen Woche ein Aufbäumen wohl verwehrt bleiben. Bis zur Bildung einer neuen, handlungsfähigen Regierung werden Monate ins Land gehen. Bis eine neue Regierung endlich die deutsche Wirtschaftsmisere auflösen und zum Besseren drehen kann, wird es wohl bis ins Frühjahr hinein dauern.
Angesichts der politischen Ereignisse ging der jüngste Reigen an Zentralbank-Entscheidungen ein wenig unter. Die US-Notenbank Fed senkte ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte und dürfte ihren Lockerungskurs vorerst beibehalten. Auch die Bank of England reduzierte die Zinsen in dieser Höhe. Die Notenbank in Schweden senkte den Leitzins gar um 0,50 Prozentpunkte.
Spannend werden dürfte, ob sich die US-Aktienrally in der neuen Woche fortsetzt. "Da die Republikaner wahrscheinlich die Mehrheit sowohl im US-Senat als auch im US-Repräsentantenhaus haben werden, dürfte Donald Trump gute Chancen haben, seine Pläne, die US-Unternehmens-Steuern von 21 Prozent auf 15 Prozent zu senken, umzusetzen", glaubt Commerzbank-Finanzanalyst Andre Sadowsky. Dies wäre weiterer Rückenwind für den Gewinntrend der US-Unternehmen.
Mehrere Konjunktur-Signale
Aus Konjunktursicht geht es in der neuen Woche etwas ruhiger zu. Der Fokus dürfte sich unter anderem auf den deutschen ZEW-Index am Dienstag richten. In den USA stehen vor allem die Inflationszahlen am Mittwoch und Donnerstag sowie die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion am Freitag auf der Tagesordnung.
Ebenfalls am Freitag kommen aus China Daten zur Industrieproduktion und zu den im Mittelpunkt stehenden Einzelhandelsumsätzen. "China hat weltweit eine der niedrigsten Konsumquoten und ist daher stark abhängig von der Auslandsnachfrage", betonte Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Er geht davon aus, dass die staatlichen chinesischen Stimulus-Maßnahmen bisher noch nicht ausgereicht haben, den Konsum nennenswert zu beleben.
"Vor diesem Hintergrund bestehen hohe Erwartungen, dass die chinesische Regierung noch einmal deutlich nachlegt. Zumal nach dem Wahlausgang in den USA eine Verschärfung des Handelskriegs zwischen USA und China droht und die chinesische Wirtschaft davon hart getroffen werden könnte. Dies spricht eher für einen größeren Stimulus", erwartet Walk.
Ein Höhepunkt der Berichtssaison
Neben Politik, Geldpolitik und Konjunktur dürften auch die Unternehmenszahlen das Markt-Geschehen in der neuen Woche beeinflussen. Unter anderem stehen am Montag die Quartalsberichte der DAX- und MDAX-Werte Continental , Hannover Rück , Stabilus und Hypoport auf der Agenda.
Am Dienstag folgen unter anderem Bayer , Brenntag , Infineon , Jenoptik , United Internet und Jungheinrich .
Für Mittwoch sind vorgesehen: TAG Immobilien , Allianz , RWE , Siemens Energy , RTL und Porsche SE .
Und am Donnerstag berichten unter anderem Aroundtown , Bilfinger , Deutsche Telekom , E.on , K+S , Merck KGaA , Siemens und Talanx über ihre Geschäftsentwicklung. (Mit Material von dpa-AFX)