Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort und markiert am Freitag ein weiteres Rekordhoch. Eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) kostet an der Börse in London erstmals mehr als 2.700 Dollar und steigt zeitweise auf 2.714 Dollar. In Euro kostet eine Unze erstmals mehr als 2.500 Euro. Ein Kilo Gold kostet nun gut 80.000 Euro! Auch Silber glänzt...
Der Preis für Gold zieht seit Monaten stark an und wird vor allem durch Spekulationen auf sinkende Zinsen angetrieben. Zuletzt verstärkte aber auch die Unsicherheit über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen die Nachfrage nach dem "sicheren Anlagehafen" Gold.
Auch in Euro gerechnet legte der Goldpreis kurz vor dem Wochenende weiter zu. Hier wurde etwa zeitgleich ein Rekordhoch bei 2.503 Euro je Unze erreicht. Bereits seit März geht es mit dem Goldpreis tendenziell nach oben. In dieser Zeit hat Gold etwa ein Drittel an Wert gewonnen.
Unsicherheiten sorgen für Gold-Käufe
Der Höhenflug des Goldpreises werde durch "Unsicherheiten rund um die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen und die Erwartung einer lockereren Geldpolitik weiter angeheizt", sagte Edelmetall-Händler Alexander Zumpfe von Heraeus. Auch Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank erklärte den aktuellen Preisanstieg mit den anstehenden Wahlen in den USA. "Die aktuellen Umfragen zeigen Donald Trump im Aufwind. Sollte er im Januar wieder ins Weiße Haus zurückkehren, dürften die Inflationsrisiken merklich zunehmen", sagte Fritsch.
Wer bei der US-Wahl zum 5. November das Rennen machen wird – der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris – gilt derzeit als offen. Umfragen zufolge hat Trump derzeit einen erkennbaren Vorsprung.
Zuvor hatte bereits Spekulationen auf sinkende Zinsen den Goldpreis mehrfach beflügelt. Weil Gold keine Marktzinsen abwirft, wird das Edelmetall umso attraktiver, je geringer die Zinsen sind, zum Beispiel für Staatsanleihen. Zuletzt hat die Europäische Zentralbank am Donnerstag an der Zinsschraube gedreht und die Zinsen zum dritten Mal in diesem Jahr gesenkt. Und die US-Notenbank Fed hatte im September die Zinswende eingeläutet, und das mit einer starken Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte.
Ausschlaggebend für die Zinssenkungen ist ein deutlicher Rückgang der Inflation in großen Industriestaaten, die den Notenbanken den nötigen Spielraum für Zinssenkungen liefert. Zudem dämpfte der jüngste Ölpreisrückgang Sorgen, dass die Inflation wieder deutlicher anziehen könnte. Sinken zudem die Zinsen in den USA, kann das den US-Dollar belasten und Gold – das überwiegend in Dollar gehandelt wird – für Käufer aus anderen Währungsräumen attraktiver machen.
Notenbanken kaufen selbst Gold
Die Zentralbanken selbst stocken ihre Gold-Bestände ebenfalls auf. In einer Studie des Interessenverbands World Gold Council (WGC) zur Entwicklung der Goldreserven von Notenbanken im laufenden Jahr hat vor einem Monat fast ein Drittel der befragten Notenbanken angegeben, ihre Goldreserven zu erhöhen oder das zu planen. Das ist der höchste Stand sei Beginn der Umfrage im Jahr 2018.
Darüber hinaus bleibt die Lage im Nahen Osten weiter angespannt. Heraeus-Händler Zumpfe verweist auf geopolitische Spannungen und wachsende globale Unsicherheit. "Angesichts der sich zuspitzenden Konflikte im Nahen Osten – insbesondere nach der Ankündigung der Hisbollah, den Krieg mit Israel zu eskalieren – strömen Anleger in den sicheren Hafen Gold", sagte Zumpfe.
Silber vor dem Ausbruch?
Auch der "kleine Bruder" vom Gold hat sich deutlich verteuert. Silber notiert am Freitag bei gut 32 Dollar die Feinunze. Zwischen 32 und knapp 33 Dollar scheiterte der Silberpreis in den vergangenen Monaten mehrfach. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber würde wohl neues Potenzial öffnen, prognostizieren Marktakteure. Zudem verläuft Silber laut Elliott-Wellen-Theorie in einer Welle 5, nachdem die Korrekturwelle 4 mit einem Tief im August beendet wurde.
Silber wird vor allem im industriellen Sektor gebraucht. Die Industrie nutzt das Metall in zahlreichen Anwendungen von Elektronik über Solar-Anagen bis zu medizinischen Geräten. Diese starke industrielle Nachfrage führt dazu, dass Silber in den letzten Jahren zunehmend knapper wird. Selbst ein größeres Defizit ist denkbar.
Prozentual unterscheidet sich das schwankungsreichere Silber übrigens kaum vom Gold. Nach den vergangenen zwölf Monaten liegen Gold mit einem Plus von knapp 39 Prozent und Silber mit gut 40 Prozent (jeweils in US-Dollar gerechnet) fast gleichauf.
Anleger setzen derzeit auch auf gehebelte Zertifikate auf Edelmetalle. Patrick Kesselhut von der Société Générale berichtete am Vortag von auffällig viel Interesse an einem Indexzertifikat auf Silber (DE000CU0V6V6), Manuel Tulezi von der ICF Bank an Open-End-Knock-Out-Calls auf Gold (DE000TB3SH68) und Silber (DE000TT2CGE6).
Die Kurse für Goldminen bleiben derweil relativ betrachtet noch zurück. Tatsächlich dürfte die Förderung bei den aktuell hohen Goldpreisen für die Gold-Produzenten aber immer lukrativer werden, die Minen-Kurse haben entsprechend Nachholbedarf.
Wer auf Gold-Produzenten setzen möchte, kann mit dem Best of Gold Miners Index in neun Gold-Produzenten gleichzeitig investieren. Mit dabei sind die Schwergewichte wie Barrick Gold und Newmont. Aber auch mittelgroße Produzenten wie Endeavour Mining oder Agnico Eagle Mines sind in dem Index enthalten.
Mehr zum Best of Gold Miners Index inklusive aller neun Minen und passender Zertifikate für verschiedene Risiko-Stufen finden interessierte Leser bei DER AKTIONÄR.
Etwas Ähnliches gibt es auch für Silber: den Best of Silver Miners Index. Auch dafür gibt es eine Übersichtsseite mit Silber-Produzenten und passenden Zertifikaten.
(Martin Mrowka mit Material von dpa-AFX)