Varta sieht sich mit wachsendem Druck von Kleinanlegern konfrontiert, die an der Sanierung des Unternehmens beteiligt werden wollen. Die drohende Enteignung der Kleinaktionäre sorgt für Unmut und Diskussionen. Heute will der Varta-Vorstand auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Lage des Konzerns berichten.
Hintergrund ist die schwierige finanzielle Lage des Unternehmens, das versucht, über das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) wieder auf Kurs zu kommen. Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), fordert die Einbeziehung aller freien Aktionäre in den Sanierungsprozess und kritisiert die mangelnde Transparenz seitens der Varta-Berater.
Sanierungskonzept und Kapitalmaßnahmen
Aktuell befinden sich 49,9 Prozent der Varta-Aktien in den Händen von Kleinanlegern, während Mehrheitsaktionär Michael Tojner 50,1 Prozent über seine Firma Montana Tech Components hält. Das im August erzielte Sanierungskonzept sieht einen Schuldenschnitt und die Verlängerung bestehender Kredite vor, wodurch die Verbindlichkeiten von fast 500 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro reduziert werden sollen.
Eine zentrale Maßnahme ist die Herabsetzung des Grundkapitals von Varta auf null Euro, was zum Verlust der Börsennotierung für die bestehenden Aktionäre ohne Kompensation führt. Im Rahmen einer Neuemission sollen ausschließlich Tojners Gesellschaft und Porsche Aktien erwerben, wobei beide Unternehmen jeweils 30 Millionen Euro eingeplant haben.
Auswirkungen und Ursachen
Viele Aktionäre reagieren verärgert und werfen dem Management eine missbräuchliche Anwendung des StaRUG-Verfahrens vor. Sie fordern eine Beteiligung an der Kapitalerhöhung oder eine Entschädigung für ihren Verzicht auf Bezugsrechte.
Die Krise bei Varta hat mehrere Ursachen, darunter schwankende Nachfrage nach Lithium-Ionen-Knopfzellen, Managementfehler, starke Abhängigkeit von Hauptkunde Apple sowie risikoreiche Investitionen. Ein Hackerangriff im Februar verschärfte die Situation weiter. Finanziell erzielte Varta in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 einen Umsatz von rund 554 Millionen Euro. Die vollständigen Geschäftszahlen für 2023 werden Ende Oktober erwartet.
Das macht die Varta-Aktie:
Die Varta-Aktie fällt um rund ein Prozent (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch