Rund ein Drittel der Belegschaft von Boeing ist in den Streik getreten. Der Flugzeugbauer hatte eine Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt, diese wurde von den Beschäftigen jedoch abgelehnt. Finanztreff.de beleuchtet die Details.
Rund 33.000 Beschäftigte der Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists and Aerospace Workers) haben beschlossen, in den Streik zu treten, nachdem sie das jüngste Lohnabkommen mit überwältigender Mehrheit abgelehnt hatten. Im Vorfeld der Entscheidung lehnten 94,6 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder das vorgeschlagene Abkommen ab und 96 Prozent stimmten für den Streik, der um Mitternacht (Ortszeit) in der Nacht zum Freitag begann.
Forderungen und finanzieller Hintergrund
Die Hauptursachen für den Streik liegen in der Gehaltsfrage. Boeing hatte eine Gehaltserhöhung von 25 Prozent über vier Jahre angeboten, doch die Beschäftigten fordern eine Erhöhung um 40 Prozent. Das abgelehnte Abkommen enthielt zudem Verbesserungen bei den Gesundheitskosten und im Ruhestand sowie Standortzusagen, dass neue Modelle in gewerkschaftlich organisierten Werken gebaut werden sollten.
Boeing hat einen Schuldenberg von über 60 Milliarden Dollar angehäuft und kämpft mit Produktions- und Sicherheitsproblemen. Die FAA hat Boeing untersagt, die Produktion der Boeing 737 auszuweiten, bis die Qualitätskontrollen verbessert wurden. Ein Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment der 737-9 herausbrach und fehlende Befestigungselemente festgestellt wurden, verschärfte die Situation zusätzlich.
Vergleich und Risiken
Vergleichend zeigt sich die Komplexität des Konflikts: Letztes Jahr erzielte die UAW-Gewerkschaft nach mehrwöchigen Streiks bei US-Autoriesen eine Gehaltserhöhung von 25 Prozent. Der letzte große Streik bei Boeing fand 2008 statt und dauerte 57 Tage, was den Konzern etwa zwei Milliarden Dollar kostete. Boeing-Chef Kelly Ortberg und Stephanie Pope, die Chefin der Verkehrsflugzeug-Sparte, warnten vor den Folgen eines erneuten Streiks.
Das macht die Boeing-Aktie:
Die Boeing-Aktie schloss am Donnerstag um 0,9 Prozent höher bei 162,77 Dollar (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch