Am Mittwoch gab Unicredit bekannt, dass sie rund neun Prozent der Anteile an der Commerzbank hält, darunter knapp viereinhalb Prozent von einem Paket, das für etwas mehr als 700 Millionen Euro vom Bund übernommen wurde. Weiter plant Unicredit, bei den Aufsichtsbehörden eine Genehmigung zu beantragen, um mehr als 9,9 Prozent der Commerzbank-Aktien halten zu dürfen. Die Aktie legt vorbörslich zweistellig zu.
Ziel dieser Maßnahme ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen beiden Banken, um wertschöpfende Möglichkeiten für alle Stakeholder auszuloten. Das dürfte Übernahmespekulationen anheizen.
Am Dinestag gab die Commerzbak bekannt, 4,49 Prozent der Anteile komplett an die Italiener verkauft zu haben. Die stark konzentrierte Nachfrage von Unicredit führte dazu, dass sie alle anderen Gebote im Bookbuilding-Verfahren überboten. Der Zuteilungspreis betrug 13,20 Euro pro Aktie, was knapp fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs lag. Durch den Verkauf konnte der Bund einen Erlös von 702 Millionen Euro erzielen. Die Anzahl der verkauften Aktien belief sich auf etwas mehr als 53 Millionen Stück. Nach diesem Verkauf sank der Staatsanteil an der Commerzbank auf zwölf Prozent, womit der Staat jedoch weiterhin größter Aktionär der Bank bleibt. Unicredit avanciert dadurch zum drittgrößten Anteilseigner der Commerzbank.
Ein weiterer großer Anteilseigner ist der US-Vermögensverwalter Blackrock, der etwa sieben Prozent der Commerzbank-Aktien über verschiedene Fonds hält. Unicredit ist bereits in Deutschland mit ihrer Tochtergesellschaft HypoVereinsbank (HVB) vertreten.
Chefwechsel und Aktienverkauf
Commerzbank-Chef Manfred Knof wird das Unternehmen Ende 2025 verlassen. Zudem hat die schrittweise Veräußerung der Bundesbeteiligung an der Commerzbank nun begonnen. Der Wert dieser Beteiligung beträgt rund zweieinhalb Milliarden Euro (Stand: Dienstagsschlusskurs), wobei kürzlich gut 53,1 Millionen Aktien im beschleunigten Platzierungsverfahren verkauft wurden. Das Verkaufspaket hatte einen Wert von etwa 670 Millionen Euro, wobei der Angebotspreis pro Aktie bei 12,48 Euro lag.
Seit 2021 leitete Manfred Knof einen verschärften Sparkurs, der tausende Stellen abbauen und das Filialnetz reduzieren umfasste. Dies führte zu einem Rekordgewinn von rund 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2022, und weiteres Gewinnwachstum wird für 2024 erwartet. Jens Weidmann, Aufsichtsratsvorsitzender, kommentierte, dass die Bank "in Rekordzeit saniert" wurde und nun ein klar fokussiertes Geschäftsmodell mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit habe.
Trotz eines Rückschlags seit Mai hat sich der Aktienkurs der Commerzbank seit dem Frühjahr 2020 vervielfacht. Der Börsenwert der Commerzbank beträgt aktuell 14,9 Milliarden Euro (Stand: Dienstagsschlusskurs). Durch die Verkäufe sinkt die Staatsbeteiligung von etwa 16,5 Prozent auf 12 Prozent, wobei der Bund weiterhin größter Einzelaktionär bleibt. Es gibt zudem Veräußerungseinschränkungen für 90 Tage, mit einigen Ausnahmen.
Hintergrund der Staatsbeteiligung ist die Teilverstaatlichung während der Weltfinanzkrise vor etwa sechzehn Jahren sowie die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) gewährte damals Kapitalhilfen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro. Bisher wurden etwa 13,15 Milliarden Euro zurückgezahlt. Im Vergleich zur Lufthansa-Rettung, bei der der Staat während der Corona-Pandemie über 700Millionen Euro am Aktienverkauf verdiente, wird beim Commerzbank-Verkauf ein Verlustgeschäft für die Steuerzahler erwartet.
Das macht die Commerzbank-Aktie:
Die Commerzbank-Aktie steigt vorbörslich um 11,4 Prozent (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch
Hinweis auf Interessenkonflikte
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