Die Thyssenkrupp-Aktie hat zum Wochenauftakt das Interesse der Anleger geweckt. Der Stahlkonzern will sich im Rahmen seiner Neuaufstellung von einer Beteiligung seiner Stahlsparte trennen. Ein ehemaliger Spitzenpolitiker wirbt dabei für den erhalt der Arbeitsplätze. Für die Thyssenkrupp-Aktie geht es derweil leicht nach unten.
Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat am vergangenen Freitag über die Zukunft der Stahlsparte Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) in Duisburg getagt. Die Sitzung zielte darauf ab, einen umfangreichen Restrukturierungsplan zu diskutieren, der eine weitreichende Verselbstständigung von TKSE vorsieht.
Der Plan beinhaltet eine Reduzierung der Produktionskapazitäten und einen erheblichen Stellenabbau, schließt jedoch betriebsbedingte Kündigungen aus. Aktuell beschäftigt die Stahlsparte rund 27.000 Mitarbeiter, davon etwa 13.000 in Duisburg. Eine Beschäftigungsgarantie besteht bis Ende März 2026.
Finanzierung bleibt herausfordernd
Wichtiger Teil des Restrukturierungsplans ist die Beteiligung des Energieunternehmens EP Corporate Group (EPCG), das kürzlich 20 Prozent an TKSE erworben hat. Es wird erwartet, dass EPCG eine Schlüsselrolle in der Neuausrichtung spielt. Die Finanzierung bleibt eine Herausforderung. Der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen TKSE und der Muttergesellschaft thyssenkrupp läuft Ende September aus, was eine Übergangsfinanzierungsvereinbarung notwendig macht. Ein neutrales Gutachten zur Bewertung der Finanzierungsperspektiven für fünf Jahre wird noch in diesem Jahr vorgelegt.
Verkauf der Beteiligung an HKM
Zudem plant Thyssenkrupp den Verkauf seiner 50-Prozent-Beteiligung an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM), die etwa 3.000 Menschen beschäftigen und jährlich rund zwei Millionen Tonnen Stahl für thyssenkrupp produzieren. Sollte der Verkauf nicht zustande kommen, steht eine einvernehmliche Schließung von HKM im Raum, ebenfalls ohne betriebsbedingte Kündigungen.
Gabriel macht sich für Arbeitnehmer stark
"Wir können kein Interesse daran haben, auch nur einen Menschen, dessen Arbeitsplatz im Rahmen der Restrukturierung nicht mehr weiter existieren wird, als Mitarbeiter zu verlieren", sagte Aufsichtsratschef und Ex-Spitzenpolitiker Sigmar Gabriel am Freitagabend nach der Aufsichtsratssitzung in Duisburg.
Trotz des Stellabbaus will Gabriel die Mitarbeiter im Unternehmen halten: "Wir werden in den kommenden Jahren einen Bedarf von mehreren tausend Fachkräften haben, die wir schon aufgrund der Demografie nicht einfach füllen können", so der Aufsichtsratschef weiter. "Deswegen muss es unser Ziel sein, die Menschen, deren Arbeitsplatz jetzt aufgrund der Restrukturierung wegfällt, im Umfeld der ThyssenKrupp Steel Europe zu halten, in der Qualifizierungsgesellschaft, im Unternehmen selbst, damit sie sukzessive den dann entstehenden Fachkräftebedarf ausgleichen können."
Das macht die Thyssenkrupp-Aktie
Am Montagmorgen geht es für die Thyssenkrupp-Aktie kurz nach dem Xetra-Handelsstart um rund ein Prozent nach unten. Damit nimmt das Papier aus charttechnischer Sicht weiterhin Kurs auf die 3-Euro-Marke. Sollte die Aktie darunter fallen, ist mit weiteren Anschlussverkäufen zu rechnen (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der finanztreff GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.