Statt Klimaaktivisten hat in der Nacht zum Mittwoch ein Nagetier für stundenlange Behinderungen am Frankfurter Flughafen gesorgt. Gleichzeitig legte der Flughafenbetreiber Fraport am Dienstag seine Zahlen für das zweite Quartal vor und gab einen verhaltenen Ausblick. Die Fraport-Aktie notiert am Nachmittag dennoch leicht im Plus.
Im zweiten Quartal 2024 konnte Fraport trotz diverser Herausforderungen bessere Ergebnisse erzielen als von Analysten erwartet. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast elf Prozent auf rund 1,15 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug knapp 355 Millionen Euro. Das Konzernergebnis lag bei rund 148 Millionen Euro, wobei der Gewinn für die Aktionäre sich auf 134 Millionen Euro belief – eine beachtliche Steigerung gegenüber den 102 Millionen Euro im Vorjahr.
Zurückhaltender Ausblick
Trotz dieser erfreulichen Zahlen bleibt der Ausblick auf die Passagierzahlen für 2024 verhalten. Fraport erwartet nun, dass die Zahl der abgefertigten Passagiere nur die untere Hälfte der avisierten Spanne von 61 bis 65 Millionen erreichen wird. Damit rückt das Vorkrisenniveau von 70,6 Millionen Passagieren, das im Jahr 2019 erzielt wurde, in weite Ferne.
Hauptgründe für die schleppende Erholung sind Lieferengpässe bei Boeing, die die Produktion ihrer Mittelstreckenjets aufgrund von Qualitätsmängeln nicht wie geplant hochfahren können, sowie verlängerte Wartungsintervalle für Airbus A320 Maschinen, die den Hauptkunden Lufthansa betreffen. Erst für 2025 oder 2026 rechnet der Fraport-Vorstand damit, wieder so viele Passagiere wie vor der Corona-Pandemie zu zählen.
Trotz des schwierigeren operativen Umfelds bestätigte Fraport jedoch seine Prognosen für den operativen Gewinn, erwartet jedoch nur noch Ergebnisse in der Mitte der prognostizierten Bandbreiten. Diese liegen für das EBITDA bei 1,26 bis 1,36 Milliarden Euro und für das Konzernergebnis zwischen 435 und 530 Millionen Euro.
Das sagen die Analysten
Stifel hat nach der Zahlenvorlage seine Kaufempfehlung für die Fraport-Aktie bekräftigt und das Kursziel auf 65 Euro belassen. Analyst Johannes Braun lobte das über den Erwartungen liegende EBITDA auf Konzernebene und im internationalen Geschäft, wies jedoch darauf hin, dass das Segment Einzelhandel und Immobilien die Konsensschätzung beim EBITDA um acht Prozent verfehlte und die Bodenabfertigung erneut leicht unter den Markterwartungen lag.
Jefferies hingegen stuft die Fraport-Aktie weiterhin mit "Hold" ein und bestätigte das Kursziel von 51 Euro. Analyst Graham Hunt betonte, dass das operative Ergebnis (bereinigtes EBITDA) weitgehend den Erwartungen entsprochen habe, allerdings habe Fraport seinen Jahresausblick nach unten hin eingeengt.
Nagetier sorgt für Stromausfall
Zuvor hatte am Montagabend ein Nagetier einen Kurzschluss in einem Umspannwerk am Frankfurter Flughafen verursacht, was zu einem Stromausfall in großen Teilen des Geländes führte. Die Störung trat gegen 22.45 Uhr auf und zog eine Rauchentwicklung nach sich, weshalb die Flughafenfeuerwehr ausrücken musste. Die Stromversorgung konnte erst gegen 03.21 Uhr am Dienstagmorgen wiederhergestellt werden.
Von dem Stromausfall waren insbesondere die Bereiche A und teilweise B von Terminal 1 betroffen, das hauptsächlich von der Lufthansa genutzt wird. Laut Fraport waren die direkten Auswirkungen auf den Flugverkehr allerdings gering, da der Vorfall kurz vor dem Nachtflugverbot passierte und bis zum morgendlichen Verkehrsbeginn behoben war. Allerdings wurden für den Tag elf Flugannullierungen gemeldet, und es könnten weitere Verspätungen und Ausfälle auftreten. Insgesamt sind für den Tag 1.242 Flugbewegungen mit etwa 189.000 Fluggästen geplant. Allerdings führte der Stromausfall zu durchaus spürbaren operativen Problemen: Rund tausend Koffer blieben im Terminal liegen und müssen nachgeschickt werden.
Das macht die Fraport-Aktie
Am Dienstagnachmittag notiert die Fraport-Aktie leicht fester. Mit einem Aufschlag von rund einem halben Prozent stabilisiert sich das Papier dabei oberhalb der psychologisch wichtigen 45-Euro-Marke (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri