Regelmäßig checkt das Verbraucherportal Flightright, wie Europas Fluggesellschaften in Sachen Zuverlässigkeit, Zahlungsverhalten und Kundenzufriedenheit abschneiden. Im neuesten Ranking zeigen sich die Big Player British Airways und Lufthansa überraschend schwach. Die Lufthansa-Aktie gibt wieder nach.
Flightright, ein Verbraucherportal für Fluggastrechte, hat die 20 größten und bekanntesten europäischen Fluggesellschaften über einen Sechsmonatszeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2024 in drei Kategorien bewertet und basierend auf dem Mittelwert ein Ranking erstellt. Der Index bewertet die Airlines in den Kategorien Zuverlässigkeit, Zahlungsverhalten bei Entschädigungen und Kundenmeinung.
Bemerkenswert: Die beiden größten Airlines im Flightright-Vergleich haben in der Gesamtbewertung am schlechtesten abgeschnitten. British Airways landete mit 2,09 Sternen am Ende, die Deutsche Lufthansa erhielt mit 2,10 Sterne eine ähnlich miese Bewertung. Beide Airlines zeigten in mehreren Kategorien schwache Leistungen und erzielten dadurch die schlechtesten Gesamtergebnisse. Auch die italienische Air Dolomiti aus der Lufthansa-Gruppe bekleckerte sich in der Umfrage nicht mit Ruhm.
Als Gewinner gingen die Billigfluggesellschaft Transavia (3,49 Sterne) und Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (3,25 Sterne) hervo, Transavia besonders wegen der guten Performance in den Bereichen Zuverlässigkeit und Zahlungsverhalten. Austrian Airlines schnitt vor allem bei der Kundenzufriedenheit gut ab und erlangte in dieser Kategorie den ersten Platz. Die Lufthansa-Töchter Discover, Eurowings und Swiss Air erreichten Platzierungen im Mittelfeld.
Oskar de Felice, Leiter der Rechtsabteilung und Fluggastrechtsexperte bei Flightright, erläutert: "Unser Index macht deutlich, dass es erhebliche Unterschiede in der Servicequalität und Zuverlässigkeit der Fluggesellschaften gibt. Diese Transparenz ist entscheidend, damit Kunden eine bestmögliche Entscheidung treffen können und Airlines verstehen, wo ihre Dienstleistungen verbesserungswürdig sind. Vor allem die großen Airlines Lufthansa, British Airways und KLM müssen sich in vielen Bereichen deutlich steigern."
Die Lufthansa wollte das "sogenannte Ranking inhaltlich nicht kommentieren", da es einen
unwissenschaftlichen Eindruck vermittelt, schreibt TravelBook. Die größten Kritikpunkte an
dem Ranking seien vor allem die angeblich fehlende Angaben zur
Repräsentativität der Umfrage, sowie Zahl und Art der Befragten im Erhebungszeitraum. Auch werde nicht nach der Größe der Fluggesellschaft unterschieden oder danach, ob es sich um eine Regional-, eine Punkt-zu-Punkt- oder Netzwerkfluggesellschaft handele. "Die sachliche Aussagekraft liegt daher bei nahe null", zitiert TravelBook einen Lufthansa-Sprecher.
In einem anderen aktuellen Airline-Ranking schneidet Lufthansa etwas besser ab. Das britische Beratungsunternehmen Skytrax verleiht alljährlich die "World Airline Awards" und zeichnet so die besten Fluggesellschaften der Welt aus. Skytrax bewertete mehr als 350 globale Fluglinien, die Lufthansa erreichte dabei immerhin den 18. Rang. Als beste Airlines der Welt ermittelte Skytrax Qatar Airway, Singapore Airlines und Emirates.
Die Lufthansa-Aktie steht am Montag-Vormittag an der Börse wieder unter Druck. Unter den schwächsten MDAX-Werten gibt das Papier zeitweilig um etwa zweieinhalb Prozent auf 5,69 Euro nach. Das liegt aber vor allem an der jüngsten Gewinnwarnung (DER AKTIONÄR berichtete) und an zwei Analysten-Abstufungen.
Das Bankhaus Metzler hat das 12-Monats-Kursziel für Lufthansa von 7,20 auf 5,70 Euro gesenkt. Die Einstufung beließ Metzler auf "Hold". Analyst Guido Hoymann verwies in einer Studie auf die erneut gekappten Jahresziele und schrieb: "Für die Lufthansa Fluggesellschaften werde es zunehmend schwieriger, im Gesamtjahr die Gewinnschwelle zu erreichen. Das Marktumfeld sei herausfordernd. Es sei nun ein Programm aufgelegt worden, um die Wende zu schaffen."
Die Investmentbank Stifel hat die Lufthansa-Aktie von "Hold" auf "Sell" herabgestuft und das Kursziel deutlich von 7,00 auf nur noch 4,50 Euro gesenkt. Analyst Johannes Braun verweist auf die zu erwartende "ausgeprägte Schwäche" im zweiten Halbjahr. Es handele sich hier nicht lediglich um Effekte, die nur das zweite Quartal beträfen. Die Probleme der Fluggesellschaft seien komplex. So gebe es etwa zu viel ineffizientes Kapazitätswachstum und nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen. Er sieht nun die Konsensschätzungen für 2024 und 2025 unter Druck.