Die deutsche Tourismusbranche findet sich derzeit in einem Diskurs wieder, der von konträren Positionen geprägt ist. Während Wirtschaftsminister Robert Habeck einen optimistischen Blick auf den Sektor wirft und den Aufwind der Branche hervorhebt, übt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), scharfe Kritik an der jüngsten Erhöhung der Ticketsteuer durch die Bundesregierung.
„Wir haben die Hoffnung, dass die Kauflaune wieder anzieht“, sagte jüngst Wirtschaftsminister Robert Habeck im Tourismusausschuss. Zwar wolle er den Tag nicht vor dem Abend loben, aber 2024 könnte in der Branche vielleicht wieder das langersehnte Vor-Corona-Niveau erreicht werden. Sollte dem so sein, dürfte TUI als weltgrößter Reisekonzern davon überproportional profitieren.
Ticketsteuer als Ärgernis
Allerdings steht die Branche auch vor neuen Herausforderungen: Zum 1. Mai wird die Steuer auf Flugtickets von deutschen Abflugorten erneut angehoben. Dadurch dürfte das Reisen zukünftig teurer werden. Die Erhöhung betrifft sämtliche Passagierflüge, die von deutschen Flughäfen abheben.
Ab Anfang des kommenden Monats liegen die Steuersätze je nach Endziel der Flugreise zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Ticket. Bislang waren in drei Entfernungsklassen zwischen 12,48 Euro und 56,91 Euro fällig. Die Steigerung zu den erst 2020 kräftig erhöhten Sätzen beträgt zwischen 22,5 und 24,5 Prozent. Bei Europaflügen übertrifft der neue Steuersatz den historischen Tiefstand vom Jahresbeginn 2019 um mehr als das Doppelte. In der EU erheben nur 9 von 27 Mitgliedsstaaten eine Ticketsteuer. Die deutsche Abgabe gehört mit zu den höchsten.
Mehrkosten für Reiseveranstalter
Laut Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) haben die Veranstalter haben die Mehrkosten selbst getragen. „Die sehr kurzfristige Erhöhung der Ticketsteuer bereits zum 1. Mai und damit noch vor Beginn der Hauptreisezeit führt nach unseren Berechnungen zu einer Mehrbelastung bei den Reiseveranstaltern von rund 21 Millionen Euro“, sagte Fiebig. „Diese zusätzlichen Kosten können nicht auf die Reisenden umgelegt werden, da eine nachträgliche Erhöhung der Reisepreise bei Pauschalreisen de facto nicht möglich ist“, meint er mit Blick auf die damit verbundenen Bedingungen.
Fiebig kritisiert zudem, dass Reisen durch Entscheidungen der Politik immer teurer werde. So könnten ab kommendem Jahr beispielsweise die Luftsicherheitsgebühren um 50 Prozent angehoben werden. „Der Urlaub musste durch Inflation und gestiegene Energiekosten ohnehin schon Preissteigerungen hinnehmen und zusätzlich verteuern auch die politischen Entscheidungsträger das Reisen immer weiter.“
Das macht die TUI-Aktie
Für die TUI-Aktie geht es am Freitagnachmittag um knapp ein Prozent nach oben. Damit rückt aus charttechnischer Sicht die 7-Euro-Marke abermals in den Fokus (mit Material von dpa-AFX).
Von Jan-Paul Fóri