Entegen sämtlicher internationaler Warnungen hat Israel in der vergangenen Nacht offenbar einen Gegenschlag auf den Iran durchgeführt. Obwohl die Schäden wohl klein sind, drückt die Angst vor einer weiteren Eskalation des Konflikts die Aktienstimmung. Vor allem Luftfahrt- und Tourismus-Aktien stehen unter Druck – zeitweilig.
Israel hatte nach übereinstimmenden Medienberichten in der Nacht zum Freitag als Reaktion auf einen Angriff vom vergangenen Wochenende den Iran beschossen. Irans Staatsmedien wiesen derweil Berichte über Raketenangriffe zurück. Es habe sich um keine breit angelegte Attacke gehandelt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagmorgen.
"Vor ein paar Stunden wurden mehrere kleine Flugobjekte am Himmel von Isfahan gesichtet und getroffen", sagte eine Reporterin am Morgen in einer Live-Schalte des Staatsfernsehens. Der vorübergehend unterbrochene Luftverkehr über dem Land sei wieder aufgenommen worden. US-Medien berichteten, dass drei Mikro-Drohnen vom Iran abgeschossen worden seien. Der Iran werde darauf nicht reagieren.
Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gwir postete auf der Online-Plattform Twitter (heute X) das Wort "Schwach!". Ben-Gwir gilt als Hardliner in der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Bei flightradar24 sind am Mittag wieder Flugbewegungen zu erkennen. Allerdings handelt es sich dabei fast ausnahmslos um arabische Fluggesellschaften wie Emirates oder Flydubai bzw. um Airlines aus muslimischen Ländern. Westliche Airlines meiden den Luftraum über dem Iran weiterhin und fliegen südlich und westlich vorbei.
Schon vor der neuerlichen Eskalation hatte viele Airlines reagiert. Die australische Quantas hatte am vergangenen Samstag mitgeteilt, die Flugroute zwischen Perth und London wegen des Konflikts im Nahen Osten zu ändern und einen Tankstopp in Singapur hinzuzufügen, um den iranischen Luftraum zu meiden. Am Mittwoch hatte die Lufthansa die Aussetzung der Flugverbindung nach Teheran bis zum Ende des Monats verlängert.
Nun teilte Europas größte Fluggesellschaft mit, bis Samstagmorgen auch alle Flüge nach Tel Aviv in Israel und Erbil im Irak zu streichen. Bei der Beurteilung der Sicherheitslage verlasse sich die Lufthansa nicht auf Einschätzungen von Regierungen, sondern treffe eigene Entscheidungen. "Die Sicherheit der Passagiere und der Crews hat immer Priorität", wird ein Sprecher von Reuters zitiert.
Die Aktien der Lufthansa, aber auch anderer europäischer Fluggesellschaften wie Air France-KLM und British-Airways-Mutter IAG rutschten am Morgen im allgemein schwächeren Börsenumfeld ab. Das Lufthansa-Papier hat sich jedoch wieder berappelt und notiert mit 6,69 Euro leicht über Vortag.
Unter Druck geriet auch die TUI-Aktie. Zeitweilig notierte der Wert, der wohl bald in den MDAX aufgenommen wird, bei 6,60 Euro und damit 1,8 Prozent unter Vortag.
Der Touristik-Konzern bedient viele Ziele im betroffenen Raum, etwa am Roten Meer oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten (V.A.E.). Selbst wenn die Lage kurzfristig nicht eskalieren sollte, dürften Buchungen in der Krisen-Region zurückgehen. Immerhin können Reisende mit dem "Flex Tarif Upgrade" die gebuchte Reise bis einschließlich 15 bzw. 29 Tage umbuchen oder stornieren. Im Falle einer Stornierung wird dann der gesamte Reisepreis erstattet, heißt es auf den TUI-Seiten im Internet.
Die maritime Sicherheitsfirma Ambrey mahnte indes Schiffe im Arabischen Golf und westlichen Indischen Ozean zu Wachsamkeit, insbesondere, wenn unbemannte Fluggeräte am Himmel auftauchten. Die mit Iran verbündeten Huthi-Milizen im Jemen greifen bereits seit Monaten Handelsschiffe im Roten Meer an. Viele Reedereien umfahren das Gebiet seitdem weiträumig. Auch Kreuzfahrten dampfen nicht mehr durch das Rote Meer (DER AKTIONÄR berichtete). Nach aktuellen Absagen von Aida sowie TUI Cruises legten nun auch MSC und Royal Caribbean nach und streichen weitere Reisen durch das Rote Meer.