Am Dienstag hat die Rheinmetall-Aktie überraschend nachgegeben, trotz einer Weltlage, die Rüstungsunternehmen üblicherweise begünstigt. In einem Markt, der von geopolitischen Unsicherheiten dominiert wird, zeigt dieser Rückgang, dass selbst vermeintliche Krisengewinner vor negativen Überraschungen nicht gefeit sind. Finanztreff.de beleuchtet den Grund für den Kursrückgang.
Die Rheinmetall-Aktie kann sich am Dienstag nicht dem schwachen Marktumfeld entziehen. Am Nachmittag verliert die Rheinmetall-Aktie knapp zwei Prozent und zählt damit zu den Verlierern im DAX. Am Horizont könnten sich die Forderung nach mehr Munition aus der Ukraine sowie dem weiter schwellenden Nahostkonflikt mittelfristig jedoch als neue Kurstreiber erweisen.
Selenskyj geht die Munition aus
Inmitten des anhaltenden Konflikts mit Russland steht die Ukraine vor einem akuten Munitionsmangel, insbesondere bei Artillerie- und Flugabwehrmunition. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verdeutlichte die prekäre Lage seines Landes in eindringlichen Worten. Er hob hervor: „Heute haben wir eine (Artillerie-)Granate gegen zehn (russische). Können wir so standhalten?“ Diese Frage betont das drastische Missverhältnis in der Verfügbarkeit von Artilleriegranaten und wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der Ukraine auf.
Ein weiterer kritischer Punkt in Selenskyjs Ausführungen betrifft die essenzielle Rolle von US-amerikanischen Militärhilfen. Er warnte eindringlich vor den Konsequenzen des Ausbleibens dieser Unterstützung: „Ich sage es Ihnen offen, ohne diese Hilfe werden wir keine Chance auf einen Sieg haben.“ Seine Worte unterstreichen, wie entscheidend internationale Unterstützung für das Überleben der Ukraine in diesem Konflikt ist. Zudem könnte Rheinmetall dadurch ein Mehrgeschäft bevorstehen. Bereits im Dezember hatte der Rüstungskonzern einen Großauftrag für die Lieferung von Artilleriemunition an die Ukraine im Wert von rund 142 Millionen Euro erhalten, möglicherweise folgt bald ein weiterer.
Kraftwerk wegen fehlender Granaten zerstört
Ein Beispiel für die gravierenden Folgen des Munitionsmangels war der jüngste Angriff auf das Trypillja-Kraftwerk, bei dem trotz aller Bemühungen von elf russischen Raketen lediglich sieben abgefangen werden konnten. Selenskyj legte dar, dass durch diesen Angriff alle Flugabwehrraketen, die dieses kritische Infrastrukturelement schützten, aufgebraucht wurden: „Uns sind alle Raketen ausgegangen, die das Trypillja-Kraftwerk geschützt haben.“ Das Kraftwerk, das eine signifikante Rolle in der Stromversorgung des Kiewer Umlands spielt und über eine Leistung von über 1.800 Megawatt verfügt, wurde komplett zerstört. Dieser Vorfall verdeutlicht die dringende Notwendigkeit internationaler Unterstützung und den bedrückenden Realitäten des Munitionsmangels, mit dem die Ukraine konfrontiert ist.
Nahostkonflikt schwelt weiter
Zudem zeichnet sich auch im Nahen Osten keine Entspannung ab. Irans Präsident Ebrahim Raisi sendete zuletzt eine deutliche Warnung an Israel: Jede militärische Aktion, die gegen Irans nationale Interessen gerichtet sei, werde „umfangreiche und schmerzhafte Konsequenzen“ nach sich ziehen. Diese Warnung erfolgte im Rahmen eines Telefongesprächs mit Katars Emir Hamad Al Thani und unterstreicht die eskalierende Lage zwischen den beiden Nationen.
Der Iran reagiert damit auf die Drohungen Israels, einen Großangriff in der Nacht zum Sonntag, bei dem hunderte Drohnen und Raketen abgefeuert wurden, nicht unbeantwortet zu lassen. Nach Angaben iranischer Offizieller würde eine israelische Vergeltungsaktion eine Reaktion auslösen, die „mindestens zehnmal drastischer“ sein könnte als der besagte Angriff, welcher vom Iran als „die kleinste Form der Bestrafung“ für Israel betrachtet wird. Trotz der warnenden Worte aus Teheran bleibt Israel fest entschlossen, den Angriff zu erwidern, wie von der Militärführung bestätigt wurde, was die Befürchtungen einer weiteren Eskalation in der Region schürt. Dies dürfte Rüstungs-Aktien mittelfristig weiter antreiben (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri