Nach diversen Vorfällen mit Flugzeugen vom Typ 737 steht Boeing im besonderen Fokus der US-Aufsichtsbehörden. Nun wurde bekannt, dass Boeing die Produktion von 737-Max-Fliegern deutlich einschränken muss. Die Arbeiten in der Produktion sollen verlangsamt werden, um die Qualität zu gewährleisten. Konkurrent Airbus baut hingegen seine Auslieferungen aus.
Beim Flugzeugbauer Boeing ist die Produktion des Modells 737 Max in den letzten Wochen stark gesunken. Grund seien verschärfte Kontrollen im Werk durch die US-Behörden, sagten Branchen-Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Die Bänder in den Flugzeug-Fabriken laufen langsamer, damit noch ausstehende Arbeiten an fast fertigen Maschinen abgeschlossen werden könnten.
Die Flugaufsicht FAA hat Boeing dazu eine Obergrenze von 38 neuen Jets pro Monat gesetzt. Den Insidern zufolge sank die Produktionsrate Ende März sogar auf einen einstelligen Wert. Bis zur Jahresmitte muss der Flugzeugbauer zudem einen Aktionsplan zur Erhöhung der Sicherheitsstandards vorlegen.
Außerdem hat Boeing mit Engpässen bei der Wartung einiger Triebwerke von CFM zu kämpfen, so dass die Flugzeuge nach ihrer Inbetriebnahme monatelang stillstehen. Erst vor wenigen Tagen hatte Boeing in Folge der Probleme den Rückzug von Konzernchef Dave Calhoun zum Jahresende angekündigt (DER AKTIONÄR berichtete).
Finanzvorstand Brian West bestätigte, dass die FAA ihre Audits verstärkt. Auf einer Veranstaltung der Bank of America sagte West, dass die FAA "sehr stark involviert sei und ein härteres Audit durchführe als alles, was wir je zuvor erlebt haben."
Der Produktionsrückgang dürfte Auswirkungen auf die gesamte Luftfahrt-Industrie haben, da die Airlines mangels Maschinen ihren Flugplan zusammenstreichen oder bestehende Leasingverträge verlängern werden, um die Nachfrage zu decken.
Auch der europäische Rivale Airbus baut derzeit weniger Maschinen als geplant. Derzeit würden monatlich etwa 50 Jets der A320neo-Familie produziert, Anfang des Jahres seien noch 58 angepeilt gewesen, verlautete aus Branchenkreisen. Dennoch habe Airbus seinen Vorsprung auf dem Markt für diese Jets gegenüber Boeing ausgebaut.
Boeing erhielt im Januar und Februar 2024 insgesamt lediglich Bestellungen für 18 Flugzeuge. Alleine im vierten Quartal 2023 waren es 608. Immerhin erwacht die einst totgesagte Boeing 777-8 mittlerweile wieder zum Leben. Aber: Zum vollen Orderbuch kommen neue Bestellungen hinzu, die auf eine verlangsamte Produktion treffen. Ende Februar 2024 hatte Boeing offene Aufträge für insgesamt 6.177 Flugzeuge.
Zum Vergleich: Airbus kommt auf mehr als 8.600 Flugzeug-Bestellungen – über gut zehn Jahre sind die Europäer praktisch ausgebucht. Im laufenden Jahr strebt Airbus die Auslieferung von rund 800 Verkehrsflugzeugen an. In 2023 waren es 735.
An der Börse hat weiterhin Airbus die Nase vorn. Gegenüber Boeing hat sich die Outperformance seit Dezember immer weiter vergrößert (siehe Chart-Vergleich auf Euro-Basis via Xetra).
Das erste Quartal 2024 lief für Airbus bereits gut. Insgesamt habe der Hersteller allein im März etwa 65 Jets an seine Kunden übergeben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag und berief sich dabei auf eine mit der Sache vertraute Person. Damit summieren sich die Auslieferungen des ersten Quartals auf etwa 145 Maschinen. Bei Boeing dürften es im Q1 gerade mal 85 gewesen sein, wovon etwa zwei Drittel auf Boeing 737 Max-8 entfallen.
DER AKTIONÄR begleitet den Rekordflug der Airbus-Aktie mit einem Optionsschein im Rahmen seines Echtgeld-Hebel-Depots. Seit Kauf des Scheins am 06.02.24 beträgt das Plus bereits 84 Prozent.
Die beiden Luft- und Raumfahrt-Unternehmen Airbus und Boeing sind neben sechs weiteren Konzernen auch im DER AKTIONÄR Weltraum Index enthalten. Weitere Infos zu dem Index gibt es hier.
(Mit Material von Reuters)