Der DAX ist am Freitag mit 17.849 Punkten auf einem neuen Rekordhoch in den Handel gestartet. Danach kam es jedoch zu Gewinnmittnahmen. Allerdings hielt sich der Rücksetzer zunächst in Grenzen. Zudem dürften diese Themen die Kursentwicklungen am deutschen Aktienmarkt am Freitag maßgeblich beeinflussen.
1. Gewinne an der Wall Street
Die Wall Street erlebte am Donnerstag einen bedeutenden Aufschwung. Nach einem verhaltenen Start in den Monat März zeigt sich das Anlegervertrauen wieder gestärkt. Ein wesentlicher Grund für die wiederkehrende Zuversicht sind die erwarteten Zinssenkungen, deren Eintreten immer wahrscheinlicher erscheint.
Der technologielastige Nasdaq 100 zeigte sich besonders dynamisch mit einem Zuwachs von 1,56 Prozent und schloss bei 18.297 Punkten. Der breit aufgestellte S&P 500, beeinflusst von der starken Performance in Asien und den optimistischen Erwartungen an die Geldpolitik, konnte um 1,03 Prozent zulegen und erreichte mit 5.157 Zählern eine neue Rekordmarke. Währenddessen verzeichnete der Dow Jones einen moderateren Anstieg um 0,34 Prozent und schloss bei 38.791 Zählern, wobei ihm noch fast 500 Punkte bis zum Erreichen eines neuen Höchststandes fehlen.
2. Gute Vorgaben aus Asien
Die asiatischen Aktienmärkte haben am Freitag die positiven Impulse von der Wall Street aufgegriffen und Gewinne verzeichnet. Getragen von der zunehmend festen Erwartung, dass Zinssenkungen bevorstehen, konnten die Märkte in Asien an Fahrt gewinnen. Die Anleger beziehen ihre optimistische Haltung vor allem aus jüngsten Signalen, die sowohl von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) als auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesandt wurden. Diese Signale deuten darauf hin, dass schon im Juni mit einer Lockerung der Geldpolitik durch Leitzinssenkungen gerechnet werden kann. Dies hat die Stimmung an den Märkten deutlich angehoben.
Im Einzelnen betrachtet, zeigte der japanische Leitindex Nikkei 225 eine moderate Aufwärtsbewegung, indem er um 0,2 Prozent anstieg. Der CSI 300, der die großen Unternehmen der Handelsplätze Schanghai und Shenzhen umfasst, konnte ebenfalls einen Zuwachs von 0,2 Prozent verbuchen. Besonders hervorzuheben ist zudem die Entwicklung in der Sonderverwaltungszone Hongkong, wo der Hang Seng deutliche Zuwächse verzeichnete und um 1,4 Prozent anzog.
3. Ölpreise ziehen an
Die Entwicklung der Ölpreise verzeichnete am Freitagmorgen eine leichte Aufwärtsbewegung. Ein Barrel (entspricht 159 Litern) der Nordseesorte Brent, dessen Lieferung für Mai vorgesehen ist, wurde zu einem Preis von 83,52 US-Dollar gehandelt. Dies stellt einen Anstieg von 56 Cent im Vergleich zum Vortag dar. Parallel dazu erhöhte sich der Preis für ein Fass der amerikanischen Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) mit einer Lieferfrist im April um 66 Cent auf 79,59 Dollar.
Ein signifikanter Faktor für diesen leichten Preisauftrieb war die temporäre Einstellung des Betriebs der Keystone-Ölpipeline, eine bedeutende Verbindung zwischen Kanada und den USA. Der Betreiber TC Energy erklärte, diese Maßnahme wäre eine Vorsichtsaktion gewesen, wobei kein Rohölaustritt zu verzeichnen war.
Abgesehen von diesem spezifischen Ereignis zeigten sich die Rahmenbedingungen am Erdölmarkt weitgehend unverändert. Die Entwicklung der Ölpreise reflektiert weiterhin die aufgrund des Gazakriegs und der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten eingepreisten Risikoaufschläge sowie das straffe Angebot seitens des Förderverbunds OPEC plus. Allerdings bleibt die Nachfrage nach Erdöl und seinen Derivaten wie Benzin und Diesel, beeinträchtigt durch konjunkturelle Schwankungen, eher auf einem schwächeren Niveau.
4. Konjunkturdaten
Den Auftakt machte Japan um 00:50 Uhr mit der Bekanntgabe der Handels- und Leistungsbilanz für Januar 2024, ein wichtiger Indikator für den Handelsfluss zwischen Japan und dem Rest der Welt. Die Daten geben Aufschluss darüber, wie sich die japanische Wirtschaft im Kontext globaler Handelsbeziehungen entwickelt.
Um 08:00 Uhr richteten sich die Blicke auf Deutschland, wo gleich mehrere wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht wurden. Die Erzeugerpreise für Januar 2024 bieten Einsichten in die Inflationsentwicklung, da sie Aufschluss darüber geben, wie sich die Preise auf der Produktionsebene verändern. Gleichzeitig wurde der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex für Februar 2024 veröffentlicht, der als Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität im Güterverkehrssektor gilt und somit Rückschlüsse auf die allgemeine Wirtschaftsleistung ermöglicht.
Italien folgt um 10:00 Uhr mit der Veröffentlichung seiner Erzeugerpreise für Januar 2024. Diese Daten sind ebenfalls bedeutsam für die Einschätzung der Preisentwicklung auf der Produktionsebene und bieten damit wichtige Erkenntnisse hinsichtlich inflationärer Tendenzen.
Um 11:00 Uhr steht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone für das vierte Quartal 2023 zur Veröffentlichung an. Diese dritte und finale Bekanntgabe gibt detaillierte Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone und ermöglicht eine Einschätzung der wirtschaftlichen Gesundheit der Region.
Den Abschluss bildet der US-Arbeitsmarktbericht für Februar 2024 um 14:30 Uhr. Dieser Bericht ist von außerordentlicher Bedeutung für die weltweiten Finanzmärkte, da er Einblicke in die Beschäftigungslage der weltgrößten Volkswirtschaft bietet und somit Rückschlüsse auf die Konsumkraft und das wirtschaftliche Wohlergehen der USA zulässt.
5. Unternehmensnews
Am heutigen Handelstag geraten einzelne Aktienwerte besonders ins Rampenlicht, nachdem eine Reihe unternehmensspezifischer Nachrichten und Analystenbewertungen die Marktdynamik maßgeblich beeinflussen.
Das Hauptaugenmerk gilt dem Essenslieferanten HelloFresh, welcher deutliche Kursverluste zu verzeichnen hat. Dies ist hauptsächlich auf die Entscheidung des Unternehmens zurückzuführen, seine Mittelfristziele bis 2025 aufgrund der allgemeinen Konsumzurückhaltung zurückzunehmen. Eine vorgezogene Analyse dieser Situation zeigte bereits vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate einen Kurssturz um 20 Prozent im Vergleich zum vorherigen Xetra-Schlusskurs. Diese Entwicklungen bedeuten auch für das Jahr 2024 eine düstere Prognose hinsichtlich des bereinigten operativen Gewinns des MDAX-Konzerns.
Ein weiterer Fokus liegt auf Airbus, dessen Aktien möglicherweise aufgrund neuer Auslieferungszahlen gewinnen. Das Unternehmen konnte seine Anzahl an Flugzeugauslieferungen vom Jahresanfang bis in den Februar hinein steigern, was diesem Luft- und Raumfahrtkonzern einen positiven Schub verleihen könnte.
Die Brenntag-Aktien stehen jedoch unter Druck, nachdem das Unternehmen eine Jahresbilanz vorlegte, die zu einem Kurssturz am Vortag geführt hat und weitere Verluste erwarten lässt. Analysten der französischen Bank SocGen führten eine schwache Gewinnentwicklung und ein Übergangsjahr als Hauptgründe für den Abwärtstrend an und zogen ihre Kaufempfehlung zurück.
Blickt man auf die Empfehlungen der Analysten, so wurde Beiersdorf von der US-Bank JPMorgan aufgrund der erwarteten Quartalszahlen auf die „Positive Catalyst Watchlist“ gesetzt, was einen potenziellen Kursanstieg bedeuten könnte.
Zuletzt stellt der Wind- und Solarparkbetreiber Encavis einen interessanten Fall dar. Stifel-Analyst Martin Tessier hat sein Kaufvotum in Anbetracht einer möglichen Übernahme durch den Finanzinvestor KKR gestrichen. Für Anleger könnte dies, vor allem wenn eine Offerte über 13 Euro liegt, als Signal dienen, einer möglichen Übernahme zuzustimmen. Aktuell wird als einziger Kurstreiber die Übernahmefantasie gesehen (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri