Die Bayer AG hat zum Wochenauftakt spannende Nachrichten verkündet. Konkret hat sich der DAX-Konzern die Rechte an einem vielversprechenden Herzmedikament für den europäischen Markt gesichert. Neben dieser strategisch wichtigen Akquisition wird die Aktie jedoch von zwei, drei weiteren Punkten tangiert, die Anleger jetzt auf dem Schirm haben sollten.
Für die Übernahme der Vermarktungsrechte für das Herzmedikament Acoramidis von BridgeBio Pharma Inc in Europa hat Bayer eine Vorabzahlung in Höhe von bis zu 310 Millionen US-Dollar geleistet. Im Rahmen einer Vereinbarung fließen darüber hinaus zusätzliche Lizenzgebühren für die Vermarktung. Acoramidis, entwickelt zur Behandlung der seltenen Transthyretin-Amyloidose (ATTR-CM), bietet nicht nur hohes Marktpotenzial, sondern auch die Chance, das Portfolio von Bayer im Bereich der spezialisierten Medizin zu erweitern.
Diese Übernahme steht im Einklang mit der Strategie von Bayer, ungedeckten medizinischen Bedürfnissen zu begegnen und gleichzeitig die eigene Profitabilität durch hochmargige Produkte zu steigern. Die Erschließung neuer Märkte für Acoramidis in Europa könnte zu einem signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen führen, was wiederum mittel- bis langfristig positiv auf die Attraktivität der Bayer-Aktie bei Investoren wirken dürfte. Experten betrachten diesen Schritt als klares Bekenntnis Bayers zum Ausbau seines pharmazeutischen Produktportfolios und zur Stärkung seiner Marktstellung in einem hochspezialisierten Segment.
Stoxx-Euro-50-Rauswurf
Gleichzeitig müssen Bayer-Aktionäre aber auch eine bittere Pille schlucken: Die Bayer-Aktie fliegt aus dem Stoxx Europe 50 Index. Die Anpassung soll am Freitag, den 8. März, in Kraft treten. Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung sind die anhaltenden Kursverluste der Aktie, welche zudem zweimal auf Platz 75 oder schlechter rangierte, gemäß den Richtlinien des Index. Während Bayer aus dem Index fliegt, steigt die italienische Bank Unicredit in diesen auf. Diese Maßnahme könnte die Bayer-Aktie negativ beeinflussen, da ETFs und Fonds, die den Index nachbilden, den Wechsel ebenfalls nachbilden und damit Bayer-Aktien verkaufen müssen.
Kapitalmarkttag voraus
Am Dienstag, den 5. März 2024, wird die Bayer AG außerdem ihren Kapitalmarkttag abhalten, bei dem der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson, der seit Juni im Amt ist, die Zukunftspläne des Unternehmens vorstellen wird. Bayer steht aktuell unter erheblichem Druck, bedingt durch Rechtsstreitigkeiten in den USA in Verbindung mit Glyphosat und PCB – ein Erbe der Monsanto-Übernahme, die bei vielen Investoren auf Widerstand stieß. Die finanziellen Herausforderungen des Unternehmens sind gravierend, mit Milliardenkosten durch die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten, eine stagnierende Entwicklung im Agrarsegment und fehlgeschlagene Medikamentenstudien in der Pharmasparte.
Der Aktienkurs von Bayer hat seit Sommer 2018 rund 70 Prozent verloren und erreichte kürzlich den niedrigsten Stand seit 2005 mit einer aktuellen Börsenbewertung von circa 28 Milliarden Euro. Die Übernahme von Monsanto schlug mit 60 Milliarden US-Dollar (etwa 55 Milliarden Euro nach aktuellem Wechselkurs) zu Buche, was den finanziellen Spielraum des Unternehmens weiter einschränkt.
Unter der Führung von Anderson wurden Maßnahmen ergriffen, um auf diese Herausforderungen zu reagieren, darunter eine Kürzung der Dividende und eine Verschlankung der Verwaltung zur Beschleunigung der Entscheidungsprozesse. Darüber hinaus wurde das „Dynamic Shared Ownership“-Konzept eingeführt, das die Arbeit in kleinen, selbstverwalteten Teams fördert.
Marktanalysten sehen größere strukturelle Veränderungen unter der aktuellen Situation als unwahrscheinlich an, erwarten aber vom Kapitalmarkttag eine Fokussierung auf Zielvorgaben und Renditeversprechen zur Verbesserung der Entwicklung und Beschleunigung des Schuldenabbaus. Auch Bayer-Chef Anderson signalisierte bereits, dass eine schnelle Aufspaltung des Unternehmens unwahrscheinlich sei. Trotzdem gibt es Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Consumer-Health-Sparte.
Das macht die Bayer-Aktie
Für die Bayer-Aktie geht es am Montagvormittag nach einem freundlichen Handelsstart kaum voran. Zuletzt notierte der Aktienkurs marginal über dem Freitagsschlusskurs von 28,33 Euro. Dennoch konnte sich die Aktie zuletzt oberhalb der 28-Euro-Marke stabilisieren. Gelingt es Bayer-Chef Anderson, am morgigen Kapitalmarkttag zu überzeugen, dürfte sich die Erholung fortsetzen (mit Material von dpa-AFX).
von Jan-Paul Fóri
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der finanztreff GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.