Am Freitag wurde es offiziell: Der Bundestag hat Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert. Damit geht sie nicht so weit wie erwartet, was in der Branche teilweise für Ernüchterung sorgt. Die Aktie des deutschen Cannabiskonzerns SynBiotic läuft aber auch am Montag steil.
In Deutschland wurde durch den Bundestag eine kontrollierte Cannabisfreigabe beschlossen, die für Personen ab 18 Jahren gilt. Dies umfasst den Eigenkonsum ab dem 1. April mit der Möglichkeit, bis zu 25 Gramm Cannabis zu besitzen oder bis zu drei Cannabispflanzen für den eigenen Bedarf anzubauen. Weitere Regelungen verbieten den Konsum in der Nähe von Schulen und Sportstätten sowie die Gründung von nicht-kommerziellen Anbauvereinigungen für bis zu 500 Mitglieder.
Der Verkauf in Fachgeschäften bleibt vorerst ausgesetzt und soll in Modellprojekten getestet werden. Diese eingeschränkte Legalisierung hat zu einer Ernüchterung bei vielen Cannabisfirmen geführt, von denen einige bereits in finanziellen Schwierigkeiten oder vom Markt verschwunden sind. Während Investoren und Start-ups Vorsicht walten lassen, sehen Experten dennoch Möglichkeiten in der Bereitstellung von Infrastruktur und Dienstleistungen für den Eigenanbau und Anbauklubs. Medizinisches Cannabis, bereits seit 2017 bei bestimmten Krankheitsbildern zulässig, könnte von der Teillegalisierung profitieren, indem es die Verschreibung durch Ärzte erleichtert. Trotz allem bleibt die Umsetzung der Legalisierungspläne und deren Auswirkungen auf den konsumorientierten und medizinischen Markt abzuwarten.
Erste Reaktionen
„Die Meinungen, ob die Teillegalisierung der Branche überhaupt noch hilft, gehen weit auseinander“, äußerte beispielsweise Alessandro Rossoni, Gründer der Medizin-Cannabisfirma Nimbus Health, die Teil des börsennotierten Arzneiherstellers Dr. Reddy’s ist. „Es ist kein großer Wurf, aber ein wichtiger Schritt im globalen Trend zur Entstigmatisierung von Cannabis“, zeigte sich dagegen Jakob Sons, Mitgründer von Cansativa.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterstützt die Freigabe als Mittel gegen den Schwarzmarkt und zur Förderung einer legalen Alternative. Die Grünen und die FDP betrachten diesen Schritt als eine Verbesserung des Gesundheits- und Jugendschutzes, während die Union und die AfD Bedenken hinsichtlich des Kinder- und Jugendschutzes sowie möglicher negativer sozialer Auswirkungen äußern. Die öffentliche Meinung ist geteilt, mit 42 Prozent Zustimmung und 47 Prozent Ablehnung der Legalisierung.
Aktien im Blickpunkt
In der Landschaft der Cannabis-Aktien stechen sowohl deutsche als auch internationale Unternehmen hervor, wobei SynBiotic, Cannovum und Cantourage aus Deutschland nennenswert sind. Diese Firmen konzentrieren sich überwiegend auf die medizinische Verwendung von Cannabis, weniger auf den Freizeitkonsum.
Auf internationaler Ebene dominieren Tilray Brands, Canopy Growth und Aurora Cannabis den Markt, doch im Vergleich zu großen Pharmakonzernen wie Abbvie, das einen Börsenwert von circa 320 Milliarden Euro aufweist, sind diese deutlich kleiner. So liegt der Börsenwert der führenden Cannabisfirmen Jazz Pharmaceuticals, Tilray und Canopy zusammen unter 15 Milliarden Euro. Abbvie und Novartis erforschen ebenfalls die Verarbeitung von Cannabis für medizinische Zwecke.
Das macht die SynBiotic-Aktie
Die SynBiotic-Aktie setzt ihren Dauerlauf fort und steigt um rund 24 Prozent (mit Material von dpa-AFX).
von Sarina Rosenbusch