In Deutschland sorgt der potenzielle Verkauf von Wintershall Dea für politische Unruhe. BASF plant, den einzigen Öl- und Gasproduzenten des Landes an das britische Unternehmen Harbour Energy zu verkaufen. Die Bundesregierung hat nun eine tiefgehende Untersuchung dieses Deals angekündigt.
BASF-Chef Martin Brudermüller sieht in dem Verkauf einen bedeutsamen Schritt weg vom Öl- und Gasgeschäft und hin zu neuen unternehmerischen Zielen. Die Veräußerung erfolgte, nachdem Pläne zum Börsengang von Wintershall Dea mehrfach verschoben wurden und letztendlich am Krieg in der Ukraine scheiterten. Trotz der Umstände soll Harbour Energy das Segment übernehmen, wobei BASF im Gegenzug 39,6 Prozent an der erweiterten Harbour-Gesellschaft erhält.
Darüber hinaus wird eine Zahlung von 2,15 Milliarden Dollar in bar von Harbour Energy geleistet. Letter One, das ebenfalls an Wintershall Dea beteiligt ist und durch den russischen Milliardär Michail Friedman mit Sanktionen belegt wurde, soll im Rahmen des Geschäfts Aktien ohne Stimmrechte erhalten. Der Gesamtwert des Deals beläuft sich auf 11,2 Milliarden Dollar, wobei der Abschluss für das vierte Quartal 2024 anvisiert wird.
Der Umfang des Geschäfts ist beträchtlich und erstreckt sich auf die Übertragung von Produktions- und Entwicklungsgeschäften sowie Explorationsrechten in verschiedenen Ländern. Hinzu kommen wertvolle CCS-Technologien, die im Zuge von Deutschlands Weg zur klimaneutralen Industrie eine wesentliche Rolle spielen könnten. Durch die politischen Beziehungen zu Russland musste BASF bereits Abschreibungen in Höhe von 7,3 Milliarden Euro hinnehmen.
Kritische Stimmen
Im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie erfuhr der Deal über Parteigrenzen hinweg Kritik. Der zuständige Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel gab bekannt, dass die Bedenken sehr ernst genommen und sorgfältig geprüft werden.
So bemerkte der SPD-Energiepolitiker Bengt Bergt besorgt: „Der Verkauf bedeutet nicht nur den Verlust von Know-how [...], Deutschland verliere damit auch den technischen Zugriff auf Gasfelder.“ Dies greift ebenfalls die Sorge um den Verlust der Technologieführerschaft im Bereich der CO2-Abscheidung und -speicherung (CCS) auf – einer Schlüsseltechnologie für die angestrebte Energiewende.
Das macht die BASF-Aktie
Die BASF-Aktie steigt am Donnerstag leicht um 0,3 Prozent. Das Chartbild hat sich im Zuge des jüngsten Kursrutschs jedoch stark eingetrübt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der finanztreff GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.