Im letzten Jahr wurde in den USA viel Druck auf Pharma-Unternehmen ausgeübt, um die Kosten für Insulin zu senken. Der Arzneimittelhersteller Eli Lilly hat jetzt angekündigt, die monatlichen Kosten für sein Diabetes-Medikament auf 35 Dollar zu begrenzen und die Preise für seine Insulinprodukte um 70 Prozent zu senken.
Von Elizabeth O’Brien
Barron’s
Übersetzung: Laura Markus
Pharmakonzerne haben in den letzten Jahren die Preise für Insulin immer weiter in die Höhe getrieben. Das Medikament, das von Millionen von Diabetespatienten verwendet wird, ist damit zu einem Symbol für außer Kontrolle geratene Arzneimittelpreise geworden. Letzten Sommer hat die US-Regierung die Insulinpreise im Rahmen eines Programms der US-Krankenversicherung Medicare auf 35 Dollar pro Monat gedeckelt. Damit wächst der Druck auf Pharma-Unternehmen, ihr Insulin auch für Kunden außerhalb von Medicare günstiger anzubieten.
„Das Thema Insulin hat sich politisch aufgeladen, weil es um ein lebenswichtiges Medikament geht“, so Michael Castagna, CEO der MannKind Corporation, einem Hersteller von inhalierbarem Insulin. Das Unternehmen hat am 1. Januar eine Preisobergrenze von 35 Dollar pro Monat für krankenversicherte Nutzer seines Medikaments eingeführt.
Mit Eli Lillys Schritt steigt der Druck auf andere große Insulinhersteller, ihre Preise ebenfalls zu senken. Ein Sprecher von Sanofi erklärte gegenüber Barron’s, dass das Unternehmen Programme anbietet, die die Preise ihres Medikaments begrenzen. Patienten mit Krankenversicherung zahlen dann bis zu 15 Dollar für einen 30-Tage-Vorrat, Unversicherte zahlen 35 Dollar.
Novo Nordisk, ein weiterer großer Insulinhersteller, bietet mehrere günstige Optionen an, darunter ein Humaninsulin-Programm über Walmart, wo eine Ampulle etwa 25 Dollar kostet. Darüber hinaus gewährt das Unternehmen denjenigen, die von einer Rationierung ihres Insulins bedroht sind, sofortigen Zugang zu einem einmaligen kostenlosen 30-Tage-Vorrat an Insulin.
Was Eli Lillys Ankündigung von anderen unterscheidet, ist die Entscheidung, den Grundpreis für Insulin zu senken. Vergünstigungsprogramme senken zwar die Arzneimittelpreise für berechtigte Patienten, aber sie reduzieren nur einen Teil der Preise. Andere Teile werden dafür ansteigen, um den Verlust auszugleichen, zum Beispiel in Form von höheren Versicherungsbeiträgen oder Selbstbeteiligungen.
Patientenvertreter begrüßen den Schritt. Sie weisen jedoch darauf hin, dass er nicht durch die Großzügigkeit von Unternehmen, sondern auf Drängen von Betroffenen und Politik ausgelöst wurde.
„Das zeigt, dass die Behauptung großer Pharmakonzerne wie Eli Lilly, sie könnten die Preise nicht senken, schlichtweg falsch ist. Die Konzerne halten ihre Preise absichtlich hoch, und das auf Kosten von Menschenleben“, so Merith Basey, Geschäftsführerin der Organisation Patients For Affordable Drugs. „Jetzt wird es Zeit, dass andere große Insulinkonzerne wie Novo Nordisk und Sanofi nachziehen und ihre Insulinpreise ebenfalls senken – denn offensichtlich können sie das.“