Von James Rogers
MarketWatch
Übersetzung: Thomas Steer
Wenn es um Halbleiter geht, fallen einem sofort Chip-Giganten wie Intel, Advanced Micro Devices (AMD) und Nvidia ein. Aber es gibt auch andere, weniger bekannte Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind und Beachtung verdienen.
Die Pandemie hat die Halbleiterindustrie ins Rampenlicht gerückt, denn viele Branchen – von der Verbrauchertechnologie bis zum Automobilsektor – kämpfen mit einem Mangel an Chips. Die Software-Unternehmen Synopsys und Cadence Design Systems sind zwar keine bekannten Namen, spielen aber im Hintergrund eine sehr wichtige Rolle für die gesamte Halbleiterindustrie.
Synopsys und Cadence entwickeln EDA-Software (Electronic Design Automation), ein wichtiges Werkzeug für Chipdesign-Ingenieure. In einer kürzlich erschienenen Mitteilung beschrieb JPMorgan-Analyst Harlan Sur die Chipdesign-Software als einen wichtigen, aber oft übersehenen Teil der Halbleiter-Wertschöpfungskette. Unternehmen wie Synopsys und Cadence besitzen mehr als 70 Prozent des Marktes für Chipdesign-Software, erklärte er. Zudem merkte er an, dass der Chipdesign-Bereich an die Budgets der Halbleiterindustrie für Forschung und Entwicklung geknüpft ist, die in Krisenzeiten nicht gekürzt werden.
„Diese Unternehmen konnten ihre Umsätze in der Vergangenheit selbst dann steigern, wenn sich die Konjunktur verschlechtert hat“, schrieb Sur.
Er wies darauf hin, dass die EDA-Umsätze und damit auch die Umsätze von Synopsys und Cadence in den letzten elf Jahren jedes Jahr gestiegen sind. In dieser Zeit gab es drei Abschwungsphasen und drei Jahre mit rückläufigen Umsätzen in der Halbleiterindustrie.
Letzten Monat hob Synopsys seine Prognosen für das Gesamtjahr an, nachdem die Umsätze und Gewinne des zweiten Quartals die Erwartungen der Analysten übertroffen hatten. Im April hob auch Cadence seine Finanzprognose für das Jahr an, da die Q1-Ergebnisse besser ausfielen als erwartet.
Laut JPMorgan-Analyst Sur bleibt die Aktivität im Bereich Chipdesign hoch. Grund dafür sind komplexe Chips der nächsten Generation von Unternehmen wie Intel, Advanced Micro Devices, Nvidia, Broadcom und Marvell Technology.
Die Einführung kundenspezifischer Chipdesigns durch die Cloud-Giganten Alphabet, Amazon, Facebook (von Meta Platforms) und Microsoft sowie durch Unternehmen wie Apple, Juniper Networks, Cisco und General Motors führt laut Sur ebenfalls zu einer steigenden Anzahl an Chipingenieuren. Diese Unternehmen hätten einen Bedarf an EDA-Chipsoftware-Tools, so Sur weiter.
Vor diesem Hintergrund rechnet JPMorgan für Synopsys und Cadence weiterhin mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) des Umsatzes von 10 bis 15 Prozent, mit Bruttomargen von 80 bis 90 Prozent sowie mit einem wiederkehrenden Ertragsprofil von 80 bis über 90 Prozent. „Wir glauben, dass EDA ein sehr attraktiver Teil der gesamten Halbleiter-Wertschöpfungskette bleibt“, schrieb Sur.
FactSet-Daten zeigen, dass Synopsys und Cadence im vergangenen Jahr eine Rendite von 14,4 beziehungsweise 12,8 Prozent erzielt haben. Der S&P 500 Index verzeichnete dagegen im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 11,75 Prozent. Beide Unternehmen verzeichneten am 27. Dezember 2021 Schlusskurse in Rekordhöhe: Die Synopsys-Aktie schloss an diesem Tag bei 375,59 Dollar, die Cadence-Aktie bei 191,65 Dollar.
Im April kündigte Synopsys außerdem eine Vereinbarung mit Juniper zur Gründung eines neuen, eigenständigen Unternehmens an, das sich auf offene Silizium-Photonik konzentriert. Dadurch soll Technologie für die Bereiche Telekommunikation, Gesundheitswesen, Datenkommunikation, Hochleistungscomputer, künstliche Intelligenz, optische Netzwerke und Light Detection and Ranging (LiDAR oder Fernerkundung) bereitgestellt werden.
Von den 14 Analysten, die FactSet befragt hat, stufen 13 Synopsys mit „Buy“ oder „Overweight“ ein; einer bewertet das Unternehmen mit „Underweight“. Für Cadence haben 9 der 15 von FactSet befragten Analysten ein „Buy“- oder „Overweight“-Rating; fünf bewerten es mit „Hold“ und ein Analyst mit „Underweight“.